16712 Hauptseminar

SoSe 13: Theorien der Sprache, Theorien der Übersetzung

Jenny Willner

Kommentar

Das Seminar beschäftigt sich einerseits mit Sprachtheorien, die von der Pluralität und Inkongruenz der verschiedenen Sprachen ausgehen, sowie andererseits mit Übersetzungstheorien, deren sprachphilosophische Implikationen weitreichend sind. Wir beginnen mit Friedrich Schleiermacher (1813) und Wilhelm von Humboldt (1836), die beide die Verschiedenheit der Sprachen bis hin zur grundsätzlichen Inkommensurabilität einzelner Wörter betonen. Ziel der Übersetzung ist es für sie gerade nicht, die Brüche zwischen den Sprachen zu glätten, vielmehr entsteht das Ideal, Differenzen wahrzunehmen und hervorzuheben. Mit diesem Gedanken geht bereits im 19. Jahrhundert die Tendenz einher, auch die eigene Sprache als etwas Fremdes zu begreifen, über welches das Individuum keineswegs souverän verfügt: Humboldt zufolge sei die eigene Sprache dem Menschen einerseits innerlich, andererseits werde sie "für die Seele zum Object" und übe eine "fremde Wirkung auf sie aus", sie führe gar ein "gegen den Menschen selbst Gewalt ausübendes Daseyn." Schleiermacher wiederum versteht die Rede als Handlung des Redenden nur dann, "wenn man zugleich fühlt, wo und wie die Gewalt der Sprache ihn ergriffen hat, wo an ihrer Leitung die Blitze der Gedanken sich hineingeschlängelt haben." Vor diesem Hintergrund ist ein Schwerpunkt des Seminars Walter Benjamins "Die Aufgabe des Übersetzers" (1921) gewidmet: In mehreren Sitzungen soll Benjamins Umgang mit Vorstellungen der Pluralität und der ersehnten Einheit der Sprachen nachvollzogen werden, unter besonderer Berücksichtigung der organisch anmutenden Eigendynamik, die er dem "Leben der Sprache" gleichsam über die Köpfe der Individuen hinweg zuschreibt. Anhand einer Auswahl essayistischer wie philosophischer Sprachdenker_innen aus dem späten 20. Jahrhundert wenden wir uns schließlich den Transformationen und Radikalisierungen der sprachphilosophischen Tradition zu, die u.a. durch Exil, postkoloniale Perspektiven und andere Prozesse der Sprachentfremdung geprägt sind (u. a. Derridas Einsprachigkeit (1996)). Auffällig ist dabei die durchgehende, wenn auch jeweils höchst verschieden konnotierte Vorstellung einer Gewalt der Sprache, die zunehmend politisiert wird. Die gemeinsame Lektüre mit Fokus auf Rhetorik und Darstellungsverfahren wird dazu beitragen, ein Gespür für die Historizität der einzelnen Positionen zu entwickeln, für ihr Verhältnis zur Geschichte und zum Denken im 19. wie im 20. Jahrhundert. Schließen

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