Abgesagt 16413 Proseminar

SoSe 14: Symbolik des Lichts

Irmgard Osols-Wehden

Kommentar

Bereits in der Antike wurde das Licht als Voraussetzung der visuellen Wahrnehmung in einen engen Bezug auch zur geistigen Erkennbarkeit der Welt gesetzt. In dem Dialog Politeia vergleicht Platon das Wirken der Sonne als Lichtquelle im sichtbaren Bereich mit der Idee des Guten, das in der geistigen Welt zur Quelle der Erkenntnis von Wahrheit und Wissen wird. Eine zentrale Erkenntnisfunktion kommt dem Licht auch in den biblischen Texten zu. Bereits in der Genesis ist der schöpferische Akt der Erschaffung der Welt mit einer Polarisierung von Licht und Finsternis verbunden. Die leuchtenden Himmelskörper fungieren als Zeichen, die unmittelbar mit dem Göttlichen verbunden sind. Im Neuen Testament erscheint Christus, der fleischgewordene logos, als "das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet" (Joh. 1,9), als "Licht zur Offenbarung für die Heiden und zur Verherrlichung des Volkes Israel" (Lk. 2,32). Die Lichtsymbolik erweist sich dann auch als ein wesentliches strukturierendes Element in Dantes "Divina Commedia", in der die Pilgerreise des Jenseitswanderers durch die dunklen Bereiche der Hölle über die sich aufhellenden Wege des Läuterungsberges in die lichtvollen Bereiche des Paradieses führt, eine Pilgerreise, die gleichzeitig als Weg von der äußeren visuellen Wahrnehmung zur geistlichen Erkenntnis und göttlichen Schau gekennzeichnet wird. Wird im Barock das Licht noch vorwiegend mit dem Göttlichen konnotiert, so proklamiert die Aufklärung (Le siècle des lumières, The Age of Enlightenment) das Licht der Vernunft, der ratio als wesentliche Quelle der Erkenntnis. In Fontenelles frühaufklärerischer Schrift Entretiens sur la pluralité des mondes wird die Betrachtung der in der Nacht leuchtenden Himmelskörper Ausgangspunkt einer Erläuterung des kopernikanischen Weltbildes und einer relativistischen Erkenntniskritik. In seiner Dichtung Hymnen an die Nacht greift Novalis modifizierend auf die traditionelle Symbolik der Oppositionen Licht/Finsternis, Tag/Nacht zurück und beschwört im Kontext eines frühromantischen Synkretismus einen neuen Mythos der Nacht. Symbolische Bilder der Nacht und des Lichts strukturieren auch die Lyrik von Nelly Sachs, die in ihren nach dem Holocaust entstandenen Gedichten versucht, dem Unsagbaren in einer symbolischen Bildersprache Ausdruck zu verleihen. Im Seminar sollen über die genannten literarischen Texte hinaus auch Werke der Bildenden Kunst verschiedener Epochen diskutiert werden, in denen die Darstellung oder Einbeziehung des Offenbarungslichts (Ikonenmalerei, Glasmalerei der Kathedralen) bzw. des Beleuchtungslichts sowie die Technik des Chiaroscuro eine zentrale Rolle spielen. Literatur: Platon: Politeia/ Der Staat (Auszüge); Altes Testament (Auszüge), Neues Testament (Auszüge); Dante Alighieri: La Divina Commedia/ Die Göttliche Komödie (Auszüge); Andreas Gryphius: Gedichte (Auswahl); Bernard Le Bovier de Fontenelle: Entretiens sur la pluralité des mondes (Auszüge); Novalis: Hymnen an die Nacht; Nelly Sachs: Sternverdunkelung Schließen

14 Termine

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Mi, 16.07.2014 14:00 - 16:00

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