Abgesagt 16724 Hauptseminar

SoSe 14: Die Gestalt des Judas in Literatur und Kunst

Hans Richard Brittnacher

Kommentar

Geschichten um die Figur des zwölften, letztberufenen Jüngers Jesu, der aus Gründen, die in den Evangelien nicht mitgeteilt werden, für ein Spottgeld - den sprichwörtlich gewordenen Judaslohn - seine Dienste den Hohepriestern verkaufte, seinen Meister durch den gleichfalls sprichwörtlich gewordenen Judaskuss verriet und schließlich spektakulär das Leben verlor, zählen zum unveräußerlichen kulturellen Repertoire des Abendlands. Judas gilt in der Kultur- und Literaturgeschichte als die exemplarische Verkörperung des Verräters. Allerdings werden schon früh im jüdischen wie im gnostischen Kontext Zweifel an der exklusiven Negativität der Gestalt laut: sie erkennen im Verrat des Judas die notwendige Voraussetzung für die Erfüllung der Heilsgeschichte oder exkulpieren seine Handlung als die Verzweiflungstat eines enttäuschten Patrioten, der sich vom Messias auch Widerstand gegen die römischen Besatzer erwartete. In interdisziplinärer Perspektive und in exemplarischen Diskussionen der vier neutestamentlichen Evangelien, in Darstellungen der Abendmahlszene und des Judaskusses bei der Verhaftung Jesu in der Malerei des Mittelalters und der frühen Neuzeit (u.a. bei Giotto, Leonardo, Rembrandt) und schließlich in einer Reihe von literarischen Zeugnissen soll das Schillern dieser widersprüchlichen und faszinierenden Gestalt näher untersucht werden und nach religiösen und ästhetischen Gründen für die jeweils von den Texten oder Bildern behaupteten oder auch nur insinuierten Deutungen gefragt werden. Vor allem die Bedeutung der Figur im 20. Jahrhundert, das immer wieder als das Jahrhundert des Verrats bezeichnet worden ist (Julien Benda, Margarete Bovery) steht zur Diskussion. Gelesen werden u.a. Klopstocks Epos Messias von 1748-73 (in Auszügen), Gedichte des Expressionisten Georg Heym und von Bertolt Brecht, das Drama Judas Ischarioth von Carl Sternheim (1901) sowie die Judastragödie von Egon Friedell, Walter Jens' Revision und Neudeutung der Judas-Legende in Der Fall Judas (1975 und der Renaissance-Roman Der Judas des Leonardo von Leo Perutz (1959). Die Bereitschaft zur gründlichen Lektüre eines umfangreichen Textcorpus ist unerlässliche Voraussetzung zur Teilnahme. Schließen

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