16753

SoSe 14: Das Abenteuer in der Literatur vom Mittelalter zur frühen Moderne

Gaby Pailer

Kommentar

Kaum ein Begriff ist uns so geläufig wie der des Abenteuers: Abenteuerromane, Abenteuerurlaube, adventure games gehören zum Repertoire moderner Suche nach Selbstentgrenzung und Nie-Erlebtem. Was aber ist eigentlich ein Abenteuer, wieso sind wir so fasziniert davon, und: inwiefern ändern sich die Konzeptionen und Konventionen literarischen Erzählens vom Mittelalter zur Moderne? Die europäische Literatur beschäftigt diese Faszination seit der Antike bis heute ungebrochen. Gegenüber dem modernen Verständnis der willentlichen Suche nach Abenteuer, versteht die Literatur des hohen Mittelalters unter aventiure ein Ereignis, das dem Helden begegnet und ihn zur Bestätigung und Bewährung vor Gott und den Menschen herausfordert. Am Beispiel spätmittelalterlicher und frühmoderner Abenteuer-Narrative zielt der Kurs auf eine genauere Eingrenzung der Terminologie und ihrer Wandlung. Die Abenteuer-Motivik wird dabei als Verlaufsgeschichte im transkulturellen Raum zwischen deutschsprachigen und romanischen Entwürfen gefasst. Für die Frage der Erzählformen spielt die Hybridisierung zweier Strukturmodelle, der Novellensammlung und des Liebes- und Abenteuerromans, eine bedeutende Rolle. Der Kurs untergliedert sich in drei größere Sequenzen, 1. zum arturischen Erzählmodell und den spätmittelalterlichen Modifikationen der aventiure, 2. zum Muster des antiken Liebes- und Abenteuerromans und seiner Reprisen in der italienischen und französischen Renaissance, und 3. zur Frage der Theodizee angesichts der Verschränkung realer Katastrophen mit Abenteuerszenarien an der Schwelle zur Aufklärung. Textauswahl: Werner der Gärtner: Helmbrecht. Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Königin Sybille. Boccaccio: "Alathiel-Geschichte" (Decameron). Marguerite de Navarre: "Amadour et Florinde" (Heptaméron). Voltaire: Candide ou l'optmisme. Heinrich von Kleist: Das Erdbeben in Chili. Schließen