297C2 Oberseminar

SoSe 14: 10 Jahre nach dem Tsunami

Martin Voss

Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

Nur für Studierende des MA SKA; 2-stündig wöchentlich plus Block: 09.-10.05.2014 je 9-17Uhr im Landoltweg 9-11/Raum 014

Kommentar

Am 26. Dezember 2004 kam es (um 07.58 Uhr Ortszeit in West-Indonesien und Thailand) zu einem sehr schweren unterseeischen Erdbeben, das an den Küsten des Indischen Ozeans mehrere Tsunamis auslöste. Mehr als 230.000 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 110.000 Menschen wurden verletzt und mehr als 1,7 Millionen Menschen verloren ihr "livelihood", ihre gesamte Existenzgrundlage. Kaum abschätzbar ist die Zahl der indirekt Betroffenen.
Im Rahmen dieses Kurses wollen wir ausgehend von den beiden theoretischen Konzepten Vulnerabilität und Resilienz auf die von dem Tsunami besonders betroffenen Regionen schauen und diskutieren, welche Bedingungen zu den verheerenden Folgen führten und welche kurz-, mittel- und langfristigen Folgen von diesem Ereignis ausgingen.

Hintergrund:
Die beiden Begriffe Vulnerabilität (Verletzlichkeit) und Resilienz (Robustheit oder Widerstandsfähigkeit) sind in den vergangenen Jahren zu Schlüsselbegriffen von Forschungsbereichen wie der Hungerforschung, der Entwicklungsländerforschung, der Nachhaltigkeits- und Klimawandelforschung und besonders auch der Katastrophenforschung geworden. Sie markieren einen grundlegenden Wandel im Diskurs um Risiken und Gefahren, den wir in dieser Lehrveranstaltung im Kontext der sozialwissenschaftlichen Katastrophenforschung am Beispiel des Tsunami in Südostasien nachvollziehen wollen.
Klassische Ansätze der Katastrophenforschung richteten ihre Aufmerksamkeit vornehmlich auf Risiken wie Erdbeben, Sturm oder Trockenheit, die als gesellschaftsexterne "Störgrößen" gedacht wurden, die zu Katastrophen führen können. Gesellschaftliche Verhältnisse spielten dabei kaum eine Rolle.
Erst in den 1980er rückten Arbeiten im Kontext der Hungerforschung sozioökonomische, kulturelle und politische Bedingungen langsam in den Forschungsfokus. Das Argument lautete, dass diese Bedingungen wesentlich die Wahrscheinlichkeit determinieren, Opfer einer Katastrophe zu werden. Menschen, Kulturen oder Gesellschaften können demnach mehr oder weniger "vulnerabel" gegenüber denselben Risiken sein, je nachdem, wie sie leben, was sie sich leisten können, in welchen sozialen oder arbeitsorganisatorischen Zwängen sie stecken etc. Es liegt somit in der Hand der Gesellschaften, die Bedingungen so zu gestalten, dass die Vulnerabilität abnimmt, selbst dann, wenn die Risiken nicht beeinflusst werden können.
Seit den 1990er Jahren erweiterte sich diese Perspektive dahingehend, dass nun (bspw.) auch untersucht wurde, warum Menschen Krisen, Schocks, Terror oder Katastrophen unterschiedlich verarbeiten, warum einige diese Erlebnisse weitgehend unbeschadet überstehen, sie also "resilient" sind, während andere bspw., schwere psychische oder somatische Langzeitfolgen davontragen. Das Besondere an diesem Ansatz: Es geht nun nicht mehr nur darum, die Verletzlichkeit gegenüber einer bestimmten Gefahr zu erfassen, sondern vielmehr darum, zu verstehen, was Menschen generell widerstandsfähig gegenüber unterschiedlichste Gefahren macht.
Am Beispiel hieße dies: Sind die Menschen zehn Jahre nach dem Tsunami heute nicht nur weniger vulnerabel gegenüber Erdbeben und Flutwellen, oder sind sie auch resilienter, also widerstandsfähiger gegenüber ganz anderen Gefahren wie bspw. dem Klimawandel oder seinen politischen Vorboten? Untersucht werden nun die Bedingungen und Prozesse, die Unterschiede in dieser generalisierten Widerstandsfähigkeit erklären. Lassen sich Muster erkennen (so die "Mainstream"-Annahme), die auch auf Gruppen oder ganze Gesellschaften in unterschiedlichen Kontexten übertragbar wären oder zeigt sich vielleicht gerade, dass Menschen unter unterschiedlichen Lebensbedingungen unterschiedliche Kapazitäten benötigen (weil sie aus ihrer jeweiligen Perspektive heraus ganz heterogenen Gefahren gegenüberstehen) und diese auch unter bestimmten, aber kontextuell variierenden Bedingungen selbst entwickeln? Letzteres würde heißen, dass Vulnerabilität und Resilienz emische Kategorien sind, wir sie also aus der Perspektive der Betroffenen verstehen müssen. Schließen

13 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 23.04.2014 16:00 - 18:00

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Räume:
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Mi, 30.04.2014 16:00 - 18:00

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Mi, 07.05.2014 16:00 - 18:00

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Mi, 14.05.2014 16:00 - 18:00

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Mi, 21.05.2014 16:00 - 18:00

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Mi, 28.05.2014 16:00 - 18:00

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Mi, 04.06.2014 16:00 - 18:00

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Mi, 11.06.2014 16:00 - 18:00

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Mi, 16.07.2014 16:00 - 18:00

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