31603 Kurs

SoSe 14: Kindheit und Jugend in Polen während der Shoah

Agnieszka Wieters-Wierzcholska

Kommentar

Pawel und Henryk, zwei Warschauer Jugendliche, waren beste Freunde, bis der Zweite Weltkrieg sie auf brutale Weise trennte. Henryk war jüdischer Herkunft und musste ins Ghetto, Pawe? blieb auf der so genannten "arischen Seite" und konnte seinem Freund nicht mehr helfen. Die beiden Jugendlichen sind die Protagonisten aus Andrzej Szczypiorskis Novelle "Die schöne Frau Seidenman". Ihre Geschichte wirft viele Fragen zum (Über)Leben von Kindern und Jugendlichen in Polen während der Shoah auf: Welche altersspezifischen Rollen übernahmen Kinder und Jugendliche während des Krieges? Welche Überlebensstrategien entwickelten sie? Wer half ihnen? Welche Bedeutung hatte das "Spiel" und Lernformen, sofern diese überhaupt möglich waren? Wie ergänzt die Perspektive auf historische Kinder- und Jugendwelten die Forschung zur Shoah? Kinder und Jugendliche sind spezifische historische Akteure. Oft von der Entscheidungsgewalt ausgeschlossen, kam ihnen erst mit der neuen Kulturgeschichte und der Konzentration auf Alltagsgeschichte und Lebenswelten eine neue Aufmerksamkeit zu. Die Kindheit während der Shoah erhielt mit dem memory boom der 1980er Jahre verstärkt Beachtung. Das Seminar widmet sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: Kinder und Jugendliche sind zum einen handelnde Subjekte und zum zweiten Objekte gesellschaftlicher Einwirkung (durch Erwachsene, Institutionen, Interessengruppen). Drittens bilden Kinder ein schützenswertes Element der Gesellschaft, doch können sie ebenso als ihr "schwächstes Glied" betrachtet werden, da sie auf Hilfe der Erwachsenen angewiesen sind. Jüdische Kinder waren während der Shoah die am meisten gefährdete Opfergruppe. Viertens dient die junge Generation häufig als Projektionsfläche für die Zukunft. Bildung, Vermittlung von Werten und Wissen, die in die Zukunft hinübergerettet werden sollen, wurden zu einer dringenden Aufgabe - gerade in den Ghettos. Jedoch haben die meisten jüdischen Kinder in Polen bei christlichen Familien oder in katholischen Institutionen überlebt. Das Aufgeben der in der Ursprungsfamilie erlernten Werte und das Annehmen neuer, christlicher Werte und einer anderen Identität waren dabei überlebensnotwendig. Was bedeutete diese Kindheitserfahrung für das spätere Schicksal dieser Menschen? Und wie reagierten sie, fünftens, auf den "Kampf um die jüdischen Kinder"? Dieser entbrannte nach 1945 in Polen seitens unterschiedlicher Institutionen, um Kinder wieder dem "jüdischen Volk" zuzuführen. Das Seminar widmet sich dem Thema "Kindheit und Jugend in Polen während der Shoah" aus den oben angerissenen, unterschiedlichen Perspektiven und wirft auch einen Blick in die Vor- und Nachkriegszeit. Der Schwerpunkt liegt in der gemeinsamen Erschließung unterschiedlicher Quellen (Oral history Interviews aus dem Visual History Archive "Spielberg-Archiv", Erinnerungen, Berichte von Kindern aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, Filme). Schließen

Literaturhinweise

Literatur: Bogner, Nahum: At the mercy of strangers: the rescue of Jewish children with assumed identities in Poland. Jerusalem: Yad Vashem, 2009. Eisenberg, Azriel Louis: The lost generation: Children in the holocaust. New York: Pilgrim Press, 1982. Nahmani Gafni, Emunah: Dividing hearts: the removal of Jewish children from gentile families in Poland in the immediate post-Holocaust years. Jerusalem: Yad Vashem, 2009. Krall, Hanna: Tanz auf fremder Hochzeit. Frankfurt a.M. 1993 (Belletristik) Schließen

14 Termine

Zusätzliche Termine

Di, 08.07.2014 10:00 - 12:00
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Mi, 30.04.2014 14:00 - 16:00

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Mi, 07.05.2014 14:00 - 16:00

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Mi, 28.05.2014 14:00 - 16:00

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Mi, 04.06.2014 14:00 - 18:00

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Mi, 11.06.2014 14:00 - 16:00

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Mi, 16.07.2014 14:00 - 16:00

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Studienfächer A-Z