13450 Lecture

SoSe 16: 1972 – eine Synopse

Tom Holert

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1972. In diesem Jahr geht vieles zu Ende: Guy Debord löst die Situationistische Internationale auf, die NASA lässt ihr Mondflugprogramm auslaufen, mit der Sprengung von Pruitt Igoe, einer Siedlung des sozialen Wohnungsbaus in St. Louis, zerfällt (vermeintlich) die Architekturmoderne. In diesem Jahr nimmt aber auch vieles seinen Anfang: die feministische Kunst tritt in Los Angeles und New York mit Nachdruck auf den Plan, in London wird Glamrock und damit ein neuer Typ des Performativen kultiviert, zwei französische Theoretiker veröffentlichen den Anti-Ödipus, ihre irritierende Abrechnung mit dem Freudomarxismus, einer der Grundlagen der „68er-Bewegung“.  Bei aller Willkür wird der kalendarische Schnitt durch die Zeit zum Motor eines historiografischen Unternehmens. In der Gleichzeitigkeit und Globalität des Vergangenen, organisiert im Datum „1972“, gewinnt dieses Projekt eine eigentümliche Dynamik. Die Zusammenschau oder Synopse der Bilder, Texte und Töne, die für die Realitäten der Menschen, die in diesem Jahr gelebt, gedacht, gelesen, getanzt, geschaut haben, maßgeblich gewesen sein könnten, führt zu überraschenden und produktiven Konstellationen. Sie werfen manche Vorstellung über den Haufen, die man sich heute von diesem Jahr macht, das ganz im Windschatten des ungleich größer erscheinenden „1968“ zu segeln schien. Auswahl und Anordnung der Materialien, die in der Vorlesung präsentiert und diskutiert werden, sind entschieden subjektiv. Dennoch dürfte sich das Panorama dieses Jahres letztlich gleichsam im Rücken des Dozenten entrollen. Im Zentrum stehen die zeitgenössische Kunst und andere (visuelle) Kulturen von 1972. Obwohl ein Ausgangspunkt vieler Betrachtungen die Lage der Bilder in der Bundesrepublik Deutschland ist, nicht zuletzt, weil hier in diesem Jahr so wegweisende Kulturveranstaltungen wie die Olympischen Spiele von München oder die documenta 5 in Kassel stattgefunden haben, steht die historiografische Konzentration auf 1972 im Zeichen von Zentrifugalkräften, die geografische und kulturelle Voreingenommenheiten lösen. Die chinesische Kulturrevolution, die Kunst in den Diktaturen Lateinamerikas, postkoloniale Kulturproduktion in afrikanischen Ländern, die Performances osteuropäischer Künstler_innen oder der Krieg in Vietnam mit seinen ikonischen Bildern (gerade aus diesem Jahr) fügen sich zu einem kaleidoskopischen Komplex  politisch-ästhetischer Ereignisse. close

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