14800 Seminar

SoSe 17: Marcel Mauss und das Collège de Sociologie

Susanne Gödde

Kommentar

Für Marcel Mauss (1872-1950), neben seinem Onkel und Lehrer Émile Durkheim der wichtigste Vertreter der französischen Religionssoziologie, ist Gesellschaft gleichbedeutend mit Religion – eine Verbindung, die uns heute unmittelbar verstört. Was bedeutet dies in einem Land, in dem der Laizismus spätestens seit dem Beginn des 20. Jhdts. als hohes politisches Ideal galt? Zielt die französische Religionssoziologie der Durkheim-Schule auf eine Sakralisierung der Gesellschaft oder umgekehrt auf die Profanisierung der Religion, wenn sie an die Stelle der Götter das Soziale setzt? Sollen religiöse Rituale, wie gemeinhin angenommen, Gemeinschaft stiften, oder schlagen umgekehrt soziale Bindungen, Gemeinschaftserlebnisse in religiöse Erfahrungen um? Im Zentrum dieser Religionstheorie steht der Begriff des Sakralen, der nicht mit einem positiv verstandenen Göttlichen oder Heiligen zusammenfällt, sondern das Verbotene, das Tabu, einschließt. Sakralität läßt sich, offenbar ganz ohne Götter, im Ritual oder Fest, in der Transgression und Entgrenzung herstellen – ein Moment, das Durkheim mit dem Begriff der ‚effervescence‘, der ‚Gärung‘ oder kollektiven Aufwallung, zu beschreiben suchte.Das Seminar führt in die französische Religionssoziologie, ihre Hauptvertreter und Kontexte ein und diskutiert die zentralen Theoreme anhand der Schriften von Marcel Mauss. Diese behandeln Themen wie die Formen ritualisierter Strafe, das Opfer als Medium der Sakralisierung, die entgrenzende Ökonomie der Gabe (Stichwort Potlatsch), das Verhältnis von Magie und Wissenschaft sowie den Status religiöser Gefühle. Abschließend blicken wir auch auf die Weiterentwicklung und Radikalisierung der Ideen der Durkheim-Schule im von Georges Bataille und den Mauss-Schülern Michel Leiris und Roger Caillois begründeten Collège de Sociologie, das sich insbesondere der nicht selten lebensbedrohlichen Revitalisierung einer sakralen Gemeinschaft verschrieben hatte. Schließen

Literaturhinweise

Mauss, Marcel: Schriften zur Religionssoziologie, hg. u. eingeleitet von Stephan Moebius, Frithjof Nungesser und Christian Papilloud, Berlin 2012 [hier bes. Einleitung und Nachwort]. / Moebius, Stephan: Marcel Mauss, Konstanz 2006 [Klassiker der Wissenssoziologie, Bd. 2]. / Moebius, Stephan: Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie (1937-1939), Konstanz 2006. / Pickel, Gert: Religionssoziologie. Eine Einführung in zentrale Themenbereiche, Wiesbaden 2011 [hier bes. das Kapitel 2.3.: Emile Durkheim – Die integrative Wirkung von Religion] Schließen

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