14807 Seminar

SoSe 17: Illusion, Tabu und ozeanisches Gefühl: Religionswissenschaft und Psychoanalyse im Dialog

Almut Barbara Renger

Kommentar

Religionswissenschaft und Psychoanalyse sind in mehrfacher Hinsicht auf einander verwiesen. Beide sehen in Religion u.a. eine kulturelle Form, mit der Menschen in Krisen und bei Unsicherheitserfahrungen, insbesondere angesichts von Sterben und Tod, Hilfe und metaphysischen Halt suchen. Beide arbeiten mit kulturtheoretischen Konzepten, die dazu beitragen können, sowohl traditionell institutionalisierte Religion als auch privatisierte Formen – z.B. im alternativreligiösen Feld der Gegenwart, dessen Heterogenität und offene Struktur mit Konzepten wie „Populäre Religion“ (Knoblauch) und „Esoterik-Kultur“ (Rademacher) beschrieben worden ist“ – von einem beharrlichen Subjektbegriff aus zu denken. Die Lehrveranstaltung geht dem komplexen Wechselverhältnis der beiden Disziplinen nach, indem sie Vorlesungen aus verschiedenen Fachrichtungen mit vertiefenden Lektüresitzungen verbindet. Studiert und diskutiert werden sowohl grundlegende als auch weiterführende Texte und Thesen, wie z.B. zum religiösen Empfinden im Individuum, dessen Wurzeln die psychoanalytische Aufklärung im „ozeanischen Gefühl“ (Freud) der frühen Objektbeziehungen sieht. Im Zentrum der Veranstaltung steht das Werk Sigmund Freuds, der unbewusste psychische Vorgänge individualpsychologisch und kulturtheoretisch analysiert, Gottesvorstellungen, die mit metaphysischen Gewissheiten verbunden sind, im Bereich der „Illusion“ verortet und es als Aufgabe der Wissenschaft ansieht, den Menschen mit der schwer erträglichen Einsicht in die Begrenztheit des Lebens zu konfrontieren. Freud, der sich als „gottloser Jude“ sah und bekundete, ihm persönlich sei das „ozeanische“ religiöse Empfinden fremd, hat sich dennoch eingehend mit religiösen Vorstellungen und Handlungen sowie hiermit verbundenen Regeln und Verhaltensnormen beschäftigt -- wie nicht zuletzt sein Begriff „Tabu“ zeigt, der Kultur- und Religionsgeschichte, Soziologie und Psychoanalyse in einer kühnen Spekulation zu verbinden sucht. Schließen

Literaturhinweise

Die Lektüre erfolgt in Ausschnitten u.a. aus: Freud, Sigmund: »Traumdeutung« (1900), in: G. W., Bd. 2 und 3; »Totem und Tabu« (1912/13), in: G. W., Bd. 9; »Die Zukunft einer Illusion« (1927), in: G. W., Bd. 14. Zur Einführung sind empfohlen: Frick, E. & Hamburger, A.(Hrsg.) (2014). Freuds Religionskritik und der »Spiritual Turn« Ein Dialog zwischen Philosophie und Psychoanalyse. Stuttgart: Kohlhammer; Gerlach, A. u.a. (Hrsg.) (2004). Psychoanalyse des Glaubens. Gießen: Psychosozial. Schließen

6 Termine

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