15333 Seminar

SoSe 17: Politics of History - controversies between state, poltical actors and science. The political and scientific heritage of the Kaiser-Wilhelm Institute for Anthropology

Susanne Heim

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Thema des Seminars ist der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Wissenschaft. Im Zentrum steht das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, Eugenik und menschliche Erblehre (KWI-A), das sich im Gebäude Ihnestraße 22 befand, in dem heute das Otto-Suhr-Institut untergebracht ist. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte eugenisches Denken zunehmend Einfluss in der Wissenschaft sowie in der Sozialpolitik gewonnen. Die Förderung erwünschter Erbanlagen und die Bekämpfung erblicher Krankheiten galt gemeinhin als notwendiges Korrektiv, um die ungünstigen Folgen des Krieges – in dem gerade die vermeintlich Besten gefallen waren – zu kompensieren. Die Gründung des KWI-A im Jahr 1927 brachte zum Ausdruck, dass die Eugenik nunmehr auch in Deutschland den Rang einer Leitdisziplin einnahm. Während des Nationalsozialismus wurde das KWI-A ebenso wie andere Forschungseinrichtungen zur Erbpathologie und angrenzenden Disziplinen stark gefördert. Über Josef Mengele, der beim späteren Direktor des KWI-A Otmar von Verschuer promoviert hatte, bestand eine Verbindung in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, in dem Mengele seine bereits zuvor begonnene Zwillingsforschung an den Opfern der NS-Rassenpolitik fortsetzte und daran auch das KWI-A partizipieren ließ. Nach 1945 entwickelte sich die herausgehobene Position des KWI-A und seiner Mitarbeiter während der NS-Zeit zunehmend zum Hemmschuh für die Re-Etablierung der Humangenetik in der Bundesrepublik. Konnte die Max-Planck-Gesellschaft als Nachfolgeinstitution der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ihren Ruf als Spitzenforschungseinrichtung in vielen Bereichen erfolgreich verteidigen, so stellte die Vergangenheit insbesondere der Kaiser-Wilhelm- Institute für Anthropologie und für Psychsiatrie eine Belastung dar, der man sich auf unterschiedliche Weise zu entledigen versuchte. Wie schwierig und befangen der Umgang mit dem wissenschaftlichen Erbe des KWI-A bis heute ist, wurde nicht zuletzt in der Auseinandersetzung um die jüngsten Knochenfunde hinter dem einstigen Institutsgebäude deutlich. Im Seminar soll zunächst die Beziehung zwischen Wissenschaft und NS-Regime unter besonderer Berücksichtigung der Eugenik und Rassenanthropologie untersucht werden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entgrenzung der Forschung im Nationalsozialismus und die Bedeutung von Menschenversuchen. Ferner soll untersucht werden, ob und in welcher Form die wissenschaftliche Arbeit des KWI-A und verwandter Institute nach 1945 fortgeführt wurde. Dabei wird es nicht nur um personelle Kontinuitäten und Diskontinuitäten gehen, sondern auch um die (Re-)Institutionalsierung von Anthropologie, Erbpathologie und Humangeneitk, aber auch der Hirnforschung und Psychiatrie nach 1945 in beiden deutschen Staaten sowie um den Wandel der wissenschaftlichen Fragestellungen. Wie gelang es führenden Wissenschaftler*innen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ihr Renommée in die deutschen Nachkriegsgesellschaften hinüberzuretten und wann wurde die NS-Vergangenheit als Belastung empfunden? Woher kamen die Anstöße zu einem Umdenken? Welche Rolle spielten internationale Kontakte, staatliche Wissenschaftspolitik, der Generationenwechsel in der Wissenschaft, die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und die Systemkonkurrenz im Kontext des Kalten Kriegs? Wie verhielt sich die Max-Planck-Gesellschaft als Nachfolgeinstitution der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft dazu und wie die Freie Universität als Nach-Nutzerin des Institutsgebäudes und Dachinstitution einiger Nachfolgeinstitute des KWI-A? Das Seminar wird in Kooperation mit der Lehrveranstaltung von Dr. Florian Schmaltz an der TU Berlin durchgeführt (Di 16-18 Uhr, Raum: H 3012, TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Beginn: 18.04). Beide Veranstaltungen ergänzen sich; es wird daher der Besuch beider Seminare empfohlen. close

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Mon, 2017-04-24 18:00 - 20:00

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