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SoSe 18: Fabulationsmaschinen. Denkprozesse der Literatur nach Gilles Deleuze

Mathias Schönher, Elena Vogman

Kommentar

Worin besteht der Sog des Geschriebenen und das Eigenleben der Sprache, durch die sich Tiere und Pflanzen, Menschen, Gegenstände, Geschehnisse, aber auch Wörter verbinden und eine Fluchtlinie ziehen? Es ist die Kraft der Fabulation, die von maschinellen Figuren oder unpersönlichen Vermittlern wachgerufen wird. Gilles Deleuze versteht unter der Fabulation die Fähigkeit, einen Gegenentwurf zu den Denk- und Existenzweisen hervorzubringen, die uns von den herrschenden gesellschaftspolitischen und ökonomischen Voraussetzungen auferlegt werden. Bei der Auswahl des Materials orientieren wir uns zunächst an den maschinellen Figuren oder unpersönlichen Vermittlern, die für Deleuze von Bedeutung sind. Dazu gehört zum Beispiel Moby-Dick, mit dem Kapitän Ahab einen monströsen Pakt eingeht und eine Verwandlung durchmacht, die ihn immer tiefer in die Welt des weißen Wals eindringen lässt und dadurch in die Lage versetzt, die unsichtbaren Kräfte, die den Ozean durchziehen, zu erfassen. Dazu gehört genauso das Meskalin, das Henri Michaux für seine Drogenexperimente zu sich nimmt, Experimente, die ihn einer turbulenten Erfahrung unterziehen, welche die gewöhnlichen Wahrnehmungsschwellen überschreitet. Wenn literarische Maschinen in Gang gesetzt werden, zwingen sie uns dazu, den Standpunkt unseres gewöhnlichen Erlebens, unseren subjektiven Blick aufzugeben, sie stellen die Sprache in den Dienst von Prozessen, die uns mitunter ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Wir wollen im Seminar dem Versuch nachgehen, herauszufinden, welche Prozesse das heute sein können, welche unpersönlichen Formen der Subjektivität sie mit sich bringen und welche Möglichkeiten uns diese bieten. Dabei beschränken wir uns nicht auf die Literatur. In verschiedenen Exkursen wenden wir uns Kinofilmen und digitalen Fabulationen, literarischen Montagen und abstrakten Algorithmen in der zeitgenössischen Kunst zu. Geplant sind einzelne Sichtungen, die von den Künstlern selbst eingeleitet und anschließend im Seminar gemeinsam diskutiert werden. Schließen

Literaturhinweise

Zur Vorbereitung empfehlen wir die Lektüre des kurzen Aufsatzes "Die Literatur und das Leben" aus Gilles Deleuze, Kritik und Klinik, (1. Kapitel).