15032 Proseminar

SoSe 18: (IDEE) Politik und Moral in der politischen Philosophie der frühen europäischen Neuzeit

Timo Pongrac

Kommentar

Im Zentrum des politikphilosophischen Diskurses der frühen europäischen Neuzeit stand eine Frage, die uns auch heute noch beschäftigt: die Frage nach dem angemessenen Verhältnis von Politik und Moral. Den Ausgangspunkt für ihre neuerliche Verhandlung bildete seinerzeit die Reformation: Mit der Konfessionalisierung des zuvor einheitlichen christlichen Weltbildes sah sich die politische Philosophie vor die Aufgabe gestellt, unter Bedingungen eines weltanschaulichen Pluralismus nach neuen normativen Fundamenten des Zusammenlebens zu suchen. Da mit der Konfessionalisierung des Glaubens zugleich eine Aufspaltung und Diversifizierung moralischer Vorstellungen einherging, reagierte sie auf die veränderten Rahmenbedingungen zunächst mit der Forderung nach einer Unterordnung der Moral unter die Funktionserfordernis¬se der Politik. Insofern der Eindruck entstand, dass sich sozialer Zusammenhalt nicht mit moralischen Mitteln herstellen ließ, dass, ganz im Gegenteil, moralische Forderungen eher konfliktstimulierende als konfliktschlichtende Effekte zur Folge hätten, sollte ein friedliches Miteinander auf politischem Wege, gleichsam autoritär, erzwungen werden – was wiederum eine Entlastung der Politik von moralischen Rücksichten zu implizieren schien. Diese Option wurde in der Folgezeit von der europäischen Philosophie der Aufklärung zusehends infrage gestellt. Sie suchte, auf unterschiedlichen Wegen und mit unterschiedlichen theoretischen Mitteln, nach neuen Grundlagen für eine universale, innerweltlich orientier¬te und begründete Moral – eine Moral, die üblicherweise in den Begriffen des Naturrechts ausbuchstabiert wurde und der sich, so die Forderung, auch die Politik zu unterwerfen habe. Ziel des Seminars ist es, diese Gedankenbewegung anhand klassischer ideengeschichtlicher Tex¬te des 17. und 18. Jahrhunderts nachzuvollziehen und kritisch zu diskutieren. Dazu sollen nicht nur genuin politikphilosophische und naturrechtstheoretische Traktate aus der Traditionslinie des Kontraktualismus gelesen und gemeinsam erörtert werden, sondern darüber hinaus auch anthropologische, pädagogische, epistemologische sowie geschichtsphilosophische Texte und Überlegungen Berücksichtigung finden; denn nur so erschließt sich das Insgesamt des moralitätstheoretischen Begründungsprogramms in der Vielfalt seiner Facetten. In der Auseinandersetzung mit den Quellen sind die folgenden Fragen leitend: Gibt es universale Grundprinzipien der Moral und entsprechende Möglichkeiten ihrer Begründung? Oder ist stattdessen mit einer irreduziblen Pluralität moralischer Vorstellungen zu rechnen? Was sind die Konsequenzen für das Verhältnis von Politik und Moral, die sich aus dem Befürworten der einen oder der anderen Position ergeben könnten? Sollte es ein Recht auf oder gar eine Pflicht zum Widerstand geben? Sind soziale Konflikte immer schon moralisch imprägniert und aufgeladen oder existieren auch rein materielle Interessenkonflikte? Warum sollen Menschen überhaupt moralisch sein – und warum wollen sie es? Gibt es in Bezug auf die verhandelten Moralitätsverständnisse geschlechterspezifische Differenzen? Dies sind nur einige mögliche Fragen, auf die hin die im Seminar behandelten Texte untersucht werden können. Schließen

Literaturhinweise

Reinhart Koselleck: Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973 [1959] Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990 [1962] Schließen

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