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SoSe 18: Das Konzept der „Heiligkeit“ (wilaya) im Sufismus

Torsten Tschacher

Kommentar

Die Vorstellung, dass bestimmte Menschen Gott besonders nahe stehen und als Resultat dieser Nähe zu Gott mit bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten ausgestattet sind, ist eng mit der Geschichte des Sufismus verknüpft. Ausgehend vom koranischen Konzept des „Freund Gottes“ (wali Allah) hat das Konzept der wilaya oder „Heiligkeit“ einen bedeutenden Einfluss auf sufistische Anthropologie, Frömmigkeit und Institutionen gehabt. Abgeleitet von der Wurzel w-l-y, „nahe sein, Freund sein mit“, aber auch „verwalten, herrschen über“, beschreibt wilaya sowohl das Verhältnis eines Menschen zu Gott wie auch die Autorität über die restliche Schöpfung, mit der Gott seine ihm nahe stehenden „Freunde“ ausgestattet hat. Dementsprechend haben beide Aspekte des Konzeptes in der islamischen Geistesgeschichte Beachtung gefunden. Auf der einen Seite wurde über den Charakter der „Gottesfreundschaft“ spekuliert und Frömmigkeitspraktiken entwickelt, welche den Gläubigen näher zu Gott bringen sollten. Auf der anderen Seite bildete sich die Vorstellung einer Hierarchie von „Heiligen“ heraus, durch welche Gott Wunder wirke und die als Sachwalter Gottes auf die Geschicke der Schöpfung einwirkten. Das Konzept wirkte sich so nicht bloß auf die Glaubens- und Initiationspraxis der Sufiorden aus, sondern beeinflusste alltägliche Frömmigkeit genau so wie politische Vorstellungen von Königtum. In diesem Seminar werden wir uns mit Entstehung und Geschichte des Konzeptes der wilaya vertraut machen und seine Bedeutung für die islamische Geistesgeschichte herausarbeiten. In der mit dem Seminar verbundenen Lektüreübung werden ausgewählte Texte zur Geschichte des Konzeptes gelesen und diskutiert werden. Schließen