15031 Proseminar

SoSe 18: (IDEE/GEND) Die wissenschaftliche Revolution und ihre Natur- und Geschlechterverhältnisse

Conrad Kunze

Kommentar

Die Zeit der Entdeckung vieler Naturgesetze im Europa des 16. und 17. Jahrhundert wird als wissenschaftliche Revolution bezeichnet, in der aus einem in sich ruhenden, religiösen das moderne, atheistische und utilitaristische Verhältnis des Menschen zu sich und zur Welt geworden ist. Üblicherweise ist dies als Erfolgsgeschichte von Fortschritt, Naturbeherrschung und Aufklärung erzählt worden. Max Weber fasste es als eine unaufhaltsame Rationalisierung und Entzauberung der Welt, worauf die technologische Überlegenheit Europas und des Kapitalismus gründe. Da heute ein epochaler Klimawandel, ein umfassender Ökozid und zivilisatorischer Rückschritt drohen, soll die Frage gestellt werden, ob und wie dies bereits in der Wissenschaft und im Denken, in der Naturbeherrschung und in der modernen Subjektivität angelegt ist. Adorno und Horkheimer brachten das inhärent zerstörerische Potential der Aufklärung in Verbindung mit der wissenschaftlichen Methode und ihrem Begründer Francis Bacon: „What men want to learn from nature is how to use it in order wholly to dominate it and other men.” … “the fully enlightened earth radiates disaster triumphant. The program of the Enlightenment was the disenchantment of the world, the dissolution of myths, and the substitution of knowledge for fancy. Bacon, the ‘father of experimental philosophy,’ had defined its motives.“ “The concordance between the mind of man and the nature of things that [Bacon] had in mind is patriarchal: the human mind, which overcomes superstition, is to hold sway over a disenchanted nature. Knowledge, which is power, knows no obstacles.” Horkheimer and Adorno, Dialectic of Enlightenment (cit. n. 9), pp. 3–4. Feministische Wissenschaftlerinnen wie Carolyn Merchant und Silvia Federici haben diese These weiterverfolgt und begonnen, eine feministische und ökologische Kritik der Wissenschaft zu entwickeln: „Thus mechanistic science itself, as it emerged in the seventeenth century, may be seen as complicit in some of humanity’s current ecological, medical, and human survival problems.“ (Merchant 2008) Demnach ging die Entstehung der modernen Wissenschaft einher mit der Hexenverfolgung, der Erfindung des Rassismus im Zuge der europäischen Kolonialisierung sowie einem brutalisierten, funktionalistischen Verhältnis zum menschlichen Körper, zu Natur und Tieren. Um diese Thesen ist es lange Zeit still geworden. Unter anderem wurde die Gleichsetzung von Frauen mit Natur kritisiert. Jedoch, angesichts eines Präsidenten des mächtigsten Landes der Erde, der just diese Attribute, anti-Feminismus und anti-Ökologie, geradezu als Parodie vertritt, verdiente die Frage nach den tieferen Gründen nicht erneute Aufmerksamkeit? Das Seminar soll dem an Hand der theoretischen feministischen Texte als auch einiger historischer Quellen nachgehen. Wir wollen uns ein Grundlagenwissen über die historische Epoche des 16. und 17. Jahrhunderts erarbeiten und uns gründlich mit den theoretischen Folgerungen befassen. Für gelingende Teilnahme am Seminar soll jeder Studierende einen gut vorbereiteten Vortrag halten und diesen vorab mit dem Dozenten absprechen. Für einen Leistungsschein soll zudem eine Hausarbeit von rund zehn Seiten geschrieben werden. Im Seminar wird es Kleingruppenphasen geben und aktive Mitarbeit wird ebenso wie regelmäßige Teilnahme erwartet. Wer sich schon vorbereiten möchte, findet unterhaltsame Lektüre wie Umberto Ecos das Foucaultsche Pendel, wer es anspruchsvoll möchte: Adorno und Horkheimer, Dialektik der Aufklärung. Die Grundlagen des Seminars sind: Sylvia Federici, Caliban und die Hexe sowie Carolyn Merchant, der Tod der Natur. Beide sind auch im Original auf Englisch verfügbar. Wir lesen Texte auf Deutsch und Englisch. Die Seminarsprache ist Deutsch. Wer möchte, kann den Vortrag auf Englisch halten. Schließen

14 Termine

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