Die musikwissenschaftliche Beschäftigung mit Popmusik hat sich etwa seit Mitte der 1980er Jahre allmählich in den U.S.A. und in Europa etabliert. Dabei stand zunächst die Definition von "popular music" und die Geschichte der Popmusik im 20. Jahrhundert (hauptsächlich seit ca. 1950) im Zentrum. Eine Differenzierung etwa zwischen "popular music" und "folk music" oder "art music", zwischen Popmusik, Volksmusik, Unterhaltungsmusik oder Kunstmusik, war bereits mit einer umgreifenden Theoriebildung verbunden, durchzogen von ideologiekritischen Diskussionen und der Entwicklung von spezifischen Forschungsansätzen für eine Popmusicology (vgl. vor allem die Literatur von Richard Middelton und Simon Frith). Eine der Hauptthesen, die später auch in der Historischen Musikwissenschaft bzw. New Musicology aufgegriffen wurde, war die Auffassung, dass Musik nicht länger unabhängig von ihren sozialen, kulturellen, technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet und analysiert werden sollte. Für Popmusik, die in vieler Hinsicht als Kunst der Masse und Massenmedien galt und gilt, die außerdem auf Grund ihrer unterschiedlichen Genres bestimmte Adressaten anspricht und oft ausschließlich als Jugendkultur begriffen wird, lag eine musiksoziologische und kulturwissenschaftliche Betrachtung nahe. Es stellte sich jedoch die Frage, wie sich "innermusikalische" Strukturen (Form, Harmonien, Melodien, Rhythmus) mit den entsprechenden Rahmen verknüpfen ließen (vgl. dazu den Aufsatz von Nicola Dibben). In den letzten Jahren hat sich die Popmusikforschung zudem mit der Inszenierung und Imagebildung von Musikern und Musikerinnen bei Live-Auftritten und in Videoclips beschäftigt, wobei auch die Faktoren ‚Sound', ‚Stimme' und ‚Körper' einbezogen wurden. Im Seminar soll die Entwicklung der internationalen wissenschaftlichen Beschäftigung mit Popmusik nachvollzogen werden. Eine Anmeldung unter christa.bruestle@kug.ac.at wird erbeten. Schließen