16713 Hauptseminar

WiSe 13/14: Geschichte des Bürgerlichen Trauerspiels: Eine Einführung

Burkhard Meyer-Sickendiek

Kommentar

In seiner 1966 veröffentlichten Studie ‚Bürgerliches Trauerspiel' und Empfindsamkeit machte Lothar Pikulik die Beobachtung, dass das Bürgerliche Trauerspiel in seinen prominentesten Beispielen sein Personal aus dem Adel gewann: Von 17 untersuchten Trauerspielen vollzögen lediglich drei die Lösung von der in der klassischen Tragödie geltenden aristotelischen Ständeklausel, d. h. dem heroischen Trauerspiel. Der Terminus Bürgerliches Trauerspiel sei daher irreführend, denn dieses Genre handle "nicht vom Bürger oder sonst einer sozialen Schicht [...], sondern von allgemein menschlichen Funktionen." Durchaus provokant war die Zuspitzung Pikuliks: Das epochale Phänomen der "Empfindsamkeit" sei angesichts dieser Beobachtung eine "im Kern unbürgerliche Erscheinung". Dieser Ansicht ist schnell und ausgesprochen vehement widersprochen worden. Die bis heute im Grunde maßgebliche Replik Peter Szondis betonte umgehend, dass das Bürgerliche Trauerspiel sehr wohl als Medium der Identitätssuche des aufsteigenden Bürgertums zu verstehen sei. Der wichtigste Beleg für Szondis Replik war die von Jürgen Habermas im Strukturwandel der Öffentlichkeit dargelegte "Innerlichkeit bürgerlichen Familienlebens", die "Privatsphäre im bürgerlichen Sinne", welcher im 18. Jahrhundert nach Habermas ein konstant bleibender Öffentlichkeitssinn der Aristokratie opponiere. So entwickelte sich die in der Forschung kontrovers diskutierte "Fluchtthese", nach welcher das Bürgertum des 18. Jahrhunderts vor der sozialen Realität in eine private Innerlichkeit geflüchtet sei. Peter André Alt sprach später ähnlich von einer im Bürgertum sich manifestierenden "Introversion angesichts der unverrückbar scheinenden Herrschaftsverhältnisse der feudalabsolutistischen Gesellschaftsordnung". Das Seminar will diese bis heute offene Kontroverse zwischen Pikulik und Szondi neu diskutieren. Anhaltspunkt der Diskussion werden einschlägige Dramen des rührenden Lustspiels und des bürgerlichen Trauerspiels sein. Die Liste der zu lesenden Autoren reicht dabei von (Johann Elias) Schlegel und Gellert über Lessing, Pfeil, Wagner und Lenz bis hin zu Schiller und Hebbel. Ziel des Seminars ist es, die eingangs skizzierten Forschungsfragen neu zu beantworten. Schließen

16 Termine

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