17557 Practice seminar

WiSe 13/14: Historische Anthropologie im Zeichen der Theaterwissenschaft

Michael Lorber

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"Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott! Die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen! Und doch, was ist mir diese Quintessenz von Staube?" (W. Shakespeare, Hamlet) Was ist ein Mensch? Vermutlich ist in der Geschichte der Menschheit bis heute keine Frage so intensiv, vielschichtig und kontrovers diskutiert worden, wie jene, was den Menschen in seinem Sein eigentlich auszeichnet. Ist es seine Seele, die seine Gottähnlichkeit garantiert und ihn vom Tier unterscheidet, oder doch vielmehr seine Fähigkeit, vernünftig und zugleich uneigennützig handeln wie auch lieben zu können? Die Vernunft und Kreativität des Menschen bei der Gestaltung seiner Lebenswelt, seine Liebe zu anderen, seine Geschlechtlichkeit und das unumstößliche Wissen um die Sterblichkeit des eigenen Leibes stehen seit jeher im Zentrum dieser Debatten. Im Gegensatz zu diesen anthropologischen Konstanten sind die vielfältigen Antworten auf die Frage nach der conditio humana in der Geschichte der Menschheit aber immer abhängig von den jeweiligen soziokulturellen, religiösen und politischen Gegebenheiten, in denen sie formuliert werden. Als die gewissermaßen ‚dunkle' Kehrseite dieser ewigen Suche nach der Quintessenz des Humanen kann das quälende Bewusstsein von einem konstitutiven physischen und geistigen Mangel des Menschen begriffen werden, der mit dem Verlust paradiesischer Vollkommenheit in die Welt gekommen ist und aus dem sich der kollektiv wie auch individuell empfundene Wunsch nach finaler Sinnhaftigkeit seit jeher speist. Die historische Anthropologie, die seit den 1980er Jahren in besonderem Maße durch die Arbeiten von Dietmar Kamper und Christoph Wulf an der Freien Universität Berlin geprägt und weiterentwickelt worden ist, erforscht mit der Fokussierung auf den menschlichen Körper als Produkt kultureller und historischer Einschreibeprozesse diese Zusammenhänge. Ziel des Seminars ist es, anhand der spannungsgeladenen Verhältnisse zwischen Paradies und Vollkommenheit, Liebe und Sexualität, Leben und Tod, Tier und Mensch, Glaube und Religion etc. wichtige Eckpunkte dieser Diskurse zu erschließen. Inhaltlich greift das Seminar damit einerseits Aspekte der Theateranthropologie Richard Schechners und Eugenio Barbas auf und schließt andererseits an Diskussionen am Schnittpunkt von Theaterwissenschaft, Philosophie und Soziologie an: Auf welche Weise werden bei der Beantwortung der Frage nach Sinn und Sein des Menschen Weltentwürfe generiert, die wesentlich theatral strukturiert sind? Wie geht der Mensch in solchen Weltentwürfen auf Distanz zu sich, um sich aus der Ferne der distanzierten Selbstbeobachtung heraus als Mensch erkennen zu können? Wie werden dabei zugleich jene theoretischen Rahmenbedingungen hervorgebracht, in denen das Humane seine Geheimnisse preiszugeben scheint und vielleicht sogar das Versprechen, ein sinnvolles und erfülltes Leben führen zu können, zumindest flüchtig Gestalt annimmt? Der Lektüreplan des Seminars umfasst Texte von Helmuth Plessner, Arnold Gehlen, Dietmar Kamper, Christoph Wulf, Judith Butler, Eva Illouz u.a. Obligatorische Leistungen: - regelmäßige Teilnahme - aktive Mitarbeit im Seminar - Kurzreferat - Hausarbeit oder wahlweise künstlerisches Projekt (abhängig von gewünschter Modulzuordnung) close

16 Class schedule

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Thu, 2013-10-17 16:00 - 18:00

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