Cancelled 13432 S/HS (Seminar/Graduate Seminar)

WiSe 14/15: Detail, Beiwerk, Parergon, Ornament. Theorien des Nebensächlichen und die Kunst der Frühen Neuzeit

Anna Degler

Information for students

DAS SEMINAR WIRD AUF DAS SoSe 2015 VERSCHOBEN !!

Additional information / Pre-requisites

Ausreichende Französisch- und Italienischkenntnisse für die Lektüre sind von Vorteil.

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Die Kunstgeschichte als Wissenschaft ist zu einem nicht unerheblichen Teil aus der akribischen Forschung von ‚Detailsuchern' hervorgegangen. Ihre frühesten methodischen Versuche, Stilkritik/Kennerschaft und Ikonographie/Ikonologie, erfuhren durch eine Akzentuierung des Details ihren entscheidenden Erfolg. Unter russischem Pseudonym veröffentlichte etwa der Schweizer Arzt Giovanni Morelli 1874 erstmals seine kennerschaftliche Methode, die über die detailgenaue Beobachtung von Ohrmuscheln oder Fingernägeln verlässliche Zuschreibungen von Kunstwerken versprach. Wenig später erschloss Aby Warburg ausgerechnet im "äußerlich bewegten Beiwerk" bei Sandro Botticelli "Vorstellungen von der Antike". Erwin Panofsky vermutete wiederum 1934 in einem Kerzenleuchter auf Jan van Eycks Arnolfini-Porträt ein "verkleidetes" Symbol. In einem ersten Teil sollen diese frühen Methoden und Zugriffe im Verhältnis zu den jeweiligen Kunstwerken gemeinsam diskutiert und analysiert werden. Der zweite Teil des Semesters ist der kritischen Auseinandersetzung der jüngeren Kunstgeschichte mit diesen fachprägenden Methoden und gleichermaßen deren Weiterentwicklung am Phänomen des Kleinen und scheinbar Nebensächlichen in der frühneuzeitlichen Malerei gewidmet. Hierbei wird es auch um die Reflexion von Wissenschaftssprache, d.h. um das hermeneutische Potential spezifischer Terminologien gehen, kommen doch immer wieder verschiedene Begrifflichkeiten zum Einsatz, die allgemein gesprochen Randphänomene bezeichnen können: Detail, Ornament, Beiwerk, oder seltener, Parergon. Im Seminar wollen wir beides betrachten, Methoden und Kunstwerke, und dabei die Frage im Blick behalten wie beide zusammenkommen. close

Suggested reading

Zur Einführung: Hubert Damisch, La partie et le tout, in: Revue d'esthétique 23/1970, S. 168-188. Carlo Ginzburg, Der Jäger entziffert die Fährte, Sherlock Holmes nimmt die Lupe, Freud liest Morelli - Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst, in: Ders., Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst [frühere erste Ausgabe unter dem Titel: Spurensicherung: über verborgene Geschichte, Kunst und soziales Gedächtnis, Berlin 1983], Berlin 1995, S. 7-44. Daniel Arasse, Le détail. Pour une histoire rapprochée de la peinture, Paris [1992] 2008. Sigrid Weigel, "Nichts weiter als…". Das Detail in den Kulturtheorien der Moderne: Warburg, Freud, Benjamin, in: Wolfgang Schäffner, Sigrid Weigel, Thomas Macho (Hg.), "Der liebe Gott steckt im Detail". Mikrostrukturen des Wissens, München 2003, S. 91-111. Wolfram Pichler, Detaillierung des Bildes. Zur Einleitung in den Band, in: Edith Futscher, Stefan Neuner, Wolfram Pichler, Ralph Ubl (Hg.), Was aus dem Bild fällt. Figuren des Details in Kunst und Literatur. Friedrich Teja Bach zum 60. Geburtstag, München 2007, S. 9-41. close

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