33820 Wahlpflichtvorlesung

WiSe 15/16: Postwachstum: Transnationale Genderperspektiven im Dialog

Teresa Orozco Martinez Martha Zapata Galindo

Kommentar

Seit den 70er Jahren wurde die feministische Kritik an Wachstumsgesellschaften sowohl im Süden als auch im Norden mit unterschiedlichen Akzenten weiterentwickelt. Angesichts einer Verschärfung von Ausbeutung, Enteignung und Zerstörung von existenzsichernden Räumen, wird der Ruf nach einer "Wachstumswende" bis zu "degrowth" laut. Für Lateinamerika steht vor allem die Fortsetzung von kolonialen Praxen, die durch den kapitalistischen Wachstumszwang in Gestalt von Neo-Extraktivismus sowohl Vertreibungen, als auch endemische und sozial-ökologische Katastrophen in Kauf nehmen, im Vordergrund. In diesem Kontext findet eine Feminisierung von Protestbewegungen ("ecofeminismo de la sobreviencia") statt, da Frauen die neoliberale Wirtschaftspolitik auch als kulturelles Projekt bekämpfen, weil sie ohne greifbare Alternativen Lebensformen zersetzt und Geschlechterarrangements präkarisiert. Über den Andenraum hinaus ist in den Debatten um "Buen Vivir" (ein "gutes Leben") zu beobachten, dass populistische und konservative Artikulationen von Wachstumskritik auf Geschlechterdualismus zurückgreifen; obwohl ein Großteil der Frauenorganisationen sich selbst zunehmend von essentialistischen Zuschreibungen (Frauen = Natur) entfernt und sich viel mehr auf das Recht auf "ciudadanía" beruft. Sichtbar werden ebenfalls die Spannungen, die in der Forderung nach existenzsicherndem Recht auf Konsum auftauchen und mit der klaren Tendenz soziale Rechte und Sozialpolitik durch Billigkonsum zu ersetzen, konvergieren. Ausgangspunkt der Ringvorlesung ist eine feministische Re-lektüre von Eduardo Galeanos "Die offenen Adern Lateinamerikas", die über Ansätze zur Transformation von Weltmarktpolitiken und bestehende Völkerrechtsregime nachzudenken einlädt. Darüber hinaus wird in einzelnen Vorträgen geprüft, inwieweit der spürbare Konsens in der Kritik an der radikalen Merkantilisierung der Mensch-Natur-Verhältnisse über eine neue Auffassung von Erwerbs- sowie auch Sorge- und Pflegearbeit, eine tragfähige Basis für eine transnationale feministische Politik darstellen kann. Dabei werden eine Reihe von intersektionalen Konfliktzonen besichtigt, die zwischen liberal-feministischen Positionen und den kommunitären Forderungen nach depatriarchalen Gesellschaftsmodellen bestehen. Letztere kämpfen für den Erhalt von Gemeingütern (commons) und Ernährungssouveränität, aber auch für eine Zeitökonomie im Alltag, die Lebensqualität und Wohlstand für alle verbindet. Letztlich wird diskutiert, inwieweit die weitverbreitete, staatszentrierte und maskulinisierte Auffassung von Biopolitik Wachstumsregulation und alternative Handlungsoptionen verhindert. Schließen

Literaturhinweise

Gerhard, Ute: "Care als Menschenrecht. Argumente in einem interkulturellen sowie interreligiösen Dialog", in: Hochmüller M., et al: Politik in verflochtenen Räumen. Los espacios entrelazados de lo político. Festschrift für Marianne Braig. Berlin: Verlag Walter Frey, edition tranvia, S. 191-21. - Lang, Miriam/Dunia Mokrani (eds.) (2013): Beyond Development. Alternative Visions from Latin America. Permanent Working Group on Alternatives to Development, Rosa Luxemburg Foundation. August. Originally printed in Spanish 'Mas alla del desarrollo' by Fundación Rosa Luxemburg/Abya Yala Ediciones in November 2011. - Wichterich, Christa (2012): "Multiple Krisen, Green Economy, Wachstumskritik, in: Die Zukunft, die wir wollen. Eine feministische Perspektive, Heinrich Böll-Stiftung, Bd. 21. S.38-48. Schließen

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