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Seminar
WiSe 15/16: Ökodystopie und Necrofuturism. Science Fiction 1965/2015
Tobias Haupts
Kommentar
Spätestens seit den 1950er Jahren geht es in der kinematografischen Science Fiction um das Überleben der Menschheit, das Überdauern des eigenen, blauen Planeten, um alles oder nichts. Doch anders als die Filme der ausgehenden 1960er und beginnenden 1970er Jahre, kannten diese Filme das sprichwörtliche Happy End. Die Menschheit war gerettet, die Familie zusammengeführt, die Zweifler am Zusammenhalt der Gesellschaft verstummt. Oft ist es nicht mehr die Gefahr von außen, sondern die selbst herbeigeführte und verschuldete Katastrophe, die der Erde die unumkehrbare Apokalypse zuführt. Der Modus der Science Fiction ist somit nicht mehr das Staunen, sondern ein Gefühl der Enge und Beklemmung. Wo die Science Fiction der 1950er Jahre der Hoffnung noch Raum auf der Leinwand gab, wechselt die Hoffnung von nun an in den Raum des Zuschauers. Die Filme werden zur Anweisung, dass das, was gerade gesehen wurde, so nie geschehen darf. Im ersten Teil des Seminars soll daher gefragt werden, welche Modi des Zuschauerempfindens, welche Poetiken des Genres die Science Fiction in den 1960er/70er Jahren ausbildet. Zentral sind hierbei vor allem die Dystopien, die sich mit den Veränderungen der menschlichen Gesellschaft auseinandersetzen und das Andere nicht zwingend im Alien finden, sondern im Mitmenschen. Der zweite Teil des Seminars möchte sodann einen Sprung in die Zukunft wagen und zeitgenössische Produktionen danach befragen, wie sich die vorher herausgearbeiteten Konstitute des Genres verändert haben. Wenn die Filme immer noch die Schreckgespinste einer aus den Fugen geratenen Welt präsentieren, wissen die Protagonisten dann wenigstens noch, wofür sie kämpfen?
Teilnahmevoraussetzung ist die Bereitschaft, sich dem Genre, seinen Filmen und Gedankenspielen zu öffnen. Erwartet wird somit nicht nur die Lektüre der Texte und Filme, sondern gleichsam auch jene Bereiche des Genres zu erkunden, die nicht explizit Teil des Seminars sind, in den angestrebten Diskussionen jedoch von großem Nutzen sein werden.
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