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WiSe 15/16: Vorlesung: Moderne Kunst 600-1300. Kunstbewusstsein und Künstlerselbstbewusstsein im Mittelalter

Wolf-Dietrich Löhr

Hinweise für Studierende

Die LV findet an der UdK statt. Bitte melden Sie sich direkt bei Herrn Löhr an (wolf-dietrich.loehr@fu-berlin.de).

Kommentar

Das alte, schon in der Renaissance erfundene Klischee vom »dunklen Mittelalter« zeichnet das Bild einer Epoche in den Fesseln der Religiosität, die Kunsterleben, Künstlernamen und Künstlerstolz nicht zuließ. Die historische Realität hingegen ist weit davon entfernt: Durch das ganze Mittelalter hindurch finden sich unzählige signierte Kunstwerke und Selbstdarstellungen von Künstlern, die oft explizit das »Moderne« der Arbeiten betonen. Daneben führte gerade die Schwierigkeit, den Einsatz von Kunst im christlichen Kontext zu legitimieren, seit Augustinus zu einer Reihe grundlegender und weitreichender Überlegungen zur Rezeptionsästhetik, die auch für die folgenden Jahrhunderte prägend blieben. Auch sind in vielen Texten eindrückliche – fiktive wie reale – Kunsterlebnisse und Werkbeschreibungen niedergelegt, die von einer überraschenden Sensibilität für das zeugen, was wir heute unter dem Begriff »Kunst« zusammenfassen. Vor allem aber sind es die Werke selbst, die durch ihre kalkulierten Gestaltungsverfahren eine differenzierte Aufmerksamkeit für Materialien, Techniken und Fertigkeiten zeitgenössischer KünstlerInnen belegen. Im chronologischen Überblick will die Vorlesung an exemplarischen Werken die Kontexte erläutern, in denen sich die Erfindungskraft von KünstlerInnen auf unterschiedliche Weise entfalten konnte. Die Kunst- und Bildpolitik der Kirche und der Herrscher soll dabei ebenso zur Sprache kommen, wie die Bedeutung künstlerischer Originalität in ihrem Verhältnis zu den technologischen Überlieferungen, den ikonographischen Traditionen, den Gattungen und Funktionen der einzelnen Werke. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf den möglichen Hintergründen für die Herausbildung von Künstlerpersönlichkeiten liegen. Die karolingische Kunst und ihre sog. »Renaissance« antiker Ansprüche wird daher ebenso im Zentrum stehen, wie die Kunst des 12. Jahrhunderts, das – lange vor der Frühen Neuzeit – von Historikern als Zeitalter der »Entdeckung des Individuums« (Morris) gehandelt wird. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: Bruno Reudenbach: Die Kunst des Mittelalters, Bd. 1: 800–1200 (C.H. Beck Wissen: Kunstepochen), München 2008 (Kaufempfehlung: 8,95 €). / Rosario Assunto: Die Theorie des Schönen im Mittelalter, Köln 1963. / Claussen, Peter Cornelius: Früher Künstlerstolz: mittelalterliche Signaturen als Quelle der Kunstsoziologie, in: Bauwerk und Bildwerk im Hochmittelalter, anschauliche Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte, hg. v. Karl Clausberg und Dieter Kimpel, Giessen 1981, 7–34. / Legner, Anton: Der Artifex. Künstler im Mittelalter und ihre Selbstdarstellung, Köln 2010. Schließen

15 Termine

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Dozenten:
Prof. Dr. Wolf-Dietrich Löhr

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