13605
S/HS (Seminar/Hauptseminar)
WiSe 16/17: Maskenbünde, Masken und die Kunst der Maskierung in West- und Zentralafrika
Verena Rodatus
Kommentar
Die Kunst der Maskierung gehört zu den wichtigsten, aber auch komplexesten und verschlossensten Phänomenen in Afrika. In vielen afrikanischen Gesellschaften sind Maskeraden auf das Engste mit dem Religiösen verknüpft, wobei Masken als Mittler zwischen den Welten des Diesseits und Jenseits fungieren. Entgegen der meist statischen, entkontextualisierten Präsentationspraxis in Museen, sind afrikanische Masken immer im Zusammenhang mit dem ganzen Maskenkostüm, dem Mensch und zugleich als Teil performativer, kollektiver Inszenierungen zu verstehen. Im Seminar nähern wir uns diesen gelebten Zusammenhängen, indem wir uns zunächst mit einschlägigen Performanz- und Ritualtheorien beschäftigen (z.B. Gell 1998, Thompson 1974 und Turner 1969).
Vor diesem theoretischen Hintergrund beschäftigen wir uns mit ausgewählten Beispielen: Als Ausgangspunkt diskutieren wir die wegweisenden ¬ auf längeren Feldforschungen basierenden ¬ Studien zu Maskentraditionen in West- und Zentralafrika mit ihren spezifischen Forschungsansätzen (Griaule, 1938 und Kubik, 1993). Des Weiteren betrachten wir die Funktionsweisen von Masken und Maskeraden in unterschiedlichen kulturellen Kontexten, nicht nur im Rahmen von Initiationsritualen, sondern z.B. auch von Amtsantritten, Beerdigungen oder der Justiz. Hierbei beleuchten wir spezifische Aspekte näher, wie beispielsweise die Herstellung, Pflege und Ästhetik von Masken(-kostümen) oder den Zusammenhang von Geschlecht und Masken. Nicht zuletzt verfolgen wir die Entwicklungen bis in die Gegenwart, sind doch Masken und die dazugehörigen Rituale in vielen afrikanischen Kulturen – in sich wandelnder Form – weiterhin sehr vital, oftmals auch als Gegenentwurf zu den von kolonialen und postkolonialen Staaten entworfenen Gesellschaftsstrukturen. Die konzeptuelle wie ästhetische Aneignung und Umarbeitung von Masken in der zeitgenössischen Kunst stellt abschließend einen weiteren Exkurs in Richtung Gegenwart dar.
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Literaturhinweise
Cole, Herbert M.: Art as a Verb in Iboland, in: African Arts, Vol. 3, No. 1, 1969, S. 34-41, 88.
Ders.: I Am Not Myself: The Art of African Masquerade, Museum of Cultural History, University of California 1985.
Frobenius, Leo: Masken und Geheimbünde Afrikas, Halle 1898.
Gell, Alfred: Art and agency. Towards a new anthropological theory, Oxford 1998.
Griaule, Marcel: Masques Dogon, Paris (1938) 2004.
Kubik, Gerhard: Makisi nyau mapiko. Maskentraditionen im bantu-sprachigen Afrika, München 1993.
Röschenthaler, Ute: Maske, in: Cancik, H.; Gladigow B.; Kohl K.-H. (Hg.), Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Stuttgart 1998, S. 113-16.
Dies.: Bünde, in: Mabe, J.E. (Hg.), Das Afrika Lexikon, Stuttgart/Wuppertal 2001, S. 109-110.
Thompson, Robert F.: African Art in Motion, Los Angeles 1974.
Turner, Victor W.: The anthropology of performance, New York 1988.
Turner, Victor W.: The ritual process. Structure and anti-structure, New York (1969) 1997.
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16 Termine
Zusätzliche Termine
Mi, 18.01.2017 10:00 - 12:00Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 19.10.2016 12:00 - 14:00
Mi, 26.10.2016 12:00 - 14:00
Mi, 02.11.2016 12:00 - 14:00
Mi, 09.11.2016 12:00 - 14:00
Mi, 16.11.2016 12:00 - 14:00
Mi, 23.11.2016 12:00 - 14:00
Mi, 30.11.2016 12:00 - 14:00
Mi, 07.12.2016 12:00 - 14:00
Mi, 14.12.2016 12:00 - 14:00
Mi, 04.01.2017 12:00 - 14:00
Mi, 11.01.2017 12:00 - 14:00
Mi, 18.01.2017 12:00 - 14:00
Mi, 25.01.2017 12:00 - 14:00
Mi, 01.02.2017 12:00 - 14:00
Mi, 08.02.2017 12:00 - 14:00
Mi, 15.02.2017 12:00 - 14:00