16430 Graduate Course

WiSe 16/17: Jonathan Littell und Georges Bataille: Transgression und Mythos in der Literatur von der Moderne bis zur Postmoderne

Katja Gvozdeva

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2006 veröffentlicht der junge Amerikaner Jonathan Littell auf Französisch ein von ihm selbst als "unmöglich" bezeichnetes Buch. Der Titel "Les Bienveillantes" ("Die Wohlgesinnten") verbirgt die fiktiven Memoiren eines homosexuellen SS-Offiziers, Massenmörders, Muttermörders und inzestuösen Bruders. In diesem postmodernen Roman, der verschiedene Erzählmodi kombiniert und seine eigenen Verfahren hinterfragt, treffen sich genau dokumentierte Geschichte, Fiktion, Mythos und Wahn. Zum Rang eines neuen Klassikers erhoben, wurde Littell aber auch der unzulässigen Mythologisierung und Ästhetisierung der Schoa sowie der Sex- und Gewaltpornographie beschuldigt. Seit der "Vorrede zur Überschreitung" des Philosophen Michel Foucaults ist der Roman "Les Bienveillantes" die höchste Hommage an Georges Bataille (1897-1962), die für die Aktualität dieses Theoretikers der Transgression spricht. Als humanitärer Helfer in den Kriegsgebieten Serbiens, Bosniens, Tschetscheniens und Afrikas ist Littell mit zahllosen Massenmördern in Berührung gekommen. In dieser Zeit hat er Batailles theoretische und literarische Schriften intensiv gelesen. Der Bataillesche Satz "Die Henker reden nicht", der seinen Überlegungen zum Verhältnis von Sprache und Gewalt, von Literatur und dem Bösen entstammt, hat Littell auch den entscheidenden Impuls für die Konzeption des Romans gegeben, in dem er eine "unmögliche" Sprache des Henkers erfindet. Um zu einem tieferen Verständnis von "Les Bienveillantes" und seiner universellen mythischen Dimension zu gelangen, sollen die Bezüge Littells zur Theorie sowie zu den fiktionalen Texten Batailles herausgearbeitet werden. Die anthropologischen, psychoanalytischen, soziologischen und philosophischen Implikationen des Konzeptes der Transgression sollen in ihrer Anwendung auf unterschiedlichste Bereiche des Menschlichen – den Krieg, die Erotik, den Mythos und die Literatur – untersucht werden. Französischkenntnisse sind wünschenswert, jedoch keine Bedingung. Der Roman Jonathan Littells ist vor dem Seminar im Original ("Les Bienveillantes", Paris: Gallimard 2006) bzw. in Übersetzung anzuschaffen. Eine Auswahl von einschlägigen theoretischen und literarischen Texten von Georges Batailles wird nach der einführenden Seminarsitzung in einem Reader bereitgestellt. close

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Fri, 2016-10-21 14:00 - 16:00

Lecturers:
Dr. Ekaterina Gvozdeva

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JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)

Fri, 2016-12-09 10:00 - 18:00

Lecturers:
Dr. Ekaterina Gvozdeva

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JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

Fri, 2017-01-13 10:00 - 18:00

Lecturers:
Dr. Ekaterina Gvozdeva

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Fri, 2017-02-10 10:00 - 18:00

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Dr. Ekaterina Gvozdeva

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JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

Sat, 2017-02-11 10:00 - 16:00

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JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

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