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WiSe 16/17: Dokumentarfilm: Vom Dokument zur Datenverarbeitung

Christoph Hesse

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Eine Filmaufnahme ist in einem ganz buchstäblichen Sinne objektiv: Durch eine Kombination von Linsen, die man darum auch als Objektiv bezeichnet, fallen gebündelte Lichtstrahlen auf einen Filmstreifen, der sie augenblicklich einfängt und festhält. Dieser Prozess allein bedarf keiner subjektiven Gestaltung. Welches Objekt auch immer aus welcher Perspektive für wie lange Zeit aufgenommen wird, die Aufnahme ihrerseits bleibt ein physikalisch-chemischer Vorgang, der ohne weiteres Zutun abläuft. Viel bedeutender aber als die verringerte Bedeutung des Subjekts ist die Spur, die das Objekt selbst hinterlässt. Was in einem Film zu sehen ist, muss so wirklich einmal vor der Kamera existiert haben. Auf dieser Annahme beruhen Anspruch und Glaubwürdigkeit insbesondere des Dokumentarfilms. Mit seinen Bildern liefert er, in den Worten Walter Benjamins, Beweisstücke im historischen Prozess. Doch was ist davon zu halten, wenn die Produktion von Bildern elektronische Medien übernehmen, die Aufgenommenes beliebig verändern und sogar fotografisch anmutende Bilder, auf die nie ein Lichtstrahl gefallen ist, selbst erst hervorbringen können? Und wenn zwar bald jeder solche Filme mühelos herstellen kann, doch schließlich kein Zuschauer mehr für wirklich halten mag, was ihm darin vor Augen geführt wird?

Fragen wie diese, die sich sowohl mit der Ästhetik als auch mit der gesellschaftlichen Bedeutung des Dokumentarfilms befassen, sollen entlang seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute erörtert werden.

Zur Einführung:

Bill Nichols: Introduction to Documentary. Bloomington: Indiana University Press, 2010. close

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Lecturers:
Dr. Christoph Hesse