095052 Seminar

WiSe 16/17: Römisches Recht im 20. Jahrhundert – Wissenschaftsgeschichte und Methodendiskussion

Cosima Möller

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Inhalt und allgemeine Hinweise

Mit dem Inkrafttreten des BGB am 1.1.1900 wandelte sich die Rolle des römischen Rechts. Bis dahin als allgemein geltendes, nur von einzelnen Landesgesetzgebungen überlagertes Recht für die Gegenwart im Einsatz (gemeines Recht/ Pandektistik) gewann jetzt das historische Interesse die Oberhand. Die Frage nach der Echtheit der Quellen des römischen Rechts, also nach der historischen Authentizität der Digestenfragmente, wurde auf philologische und dogmatische Spitzen getrieben (Interpolationistik). Der Blick wurde auf die Entwicklungen in der Spätantike (Byzantinistik), aber auch auf andere antike Rechte wie das griechische Recht gerichtet. Die Vergleichung antiker Rechte wurde zur Grundlage der modernen Rechtsvergleichung. Die Rolle des römischen Rechts wurde im 20. Jh. nicht nur in der Antike, sondern auch für die Neuzeit untersucht, und zwar mit einem Schwer­punkt in der Privatrechtsgeschichte. Verwissenschaftlichung und Rationalität, die Prägung und Auf­nahme von Rechtsfiguren oder Werten sind Stichworte, die für die Charakterisierung der durch das römische Recht gestifteten europäischen Eigenart diskutiert werden. Einheitlichkeit oder Vielgestal­tigkeit, Systematik oder Fallrecht werden dem römischen Recht ebenso attestiert wie eine zentrale Rolle bei der Freilegung oder Schaffung einer europäischen Rechtseinheit. Die Methodendiskussion in der Rechtswissenschaft von Positivismus, Freirecht, Interessen- und Wertungsjurisprudenz fand auch in Auseinandersetzung mit der Überlieferung des römischen Rechts statt. Die Verknüpfung des römischen Rechts mit bestimmten Werten, wie Individualität und Freiheit, wird auch in der populär­politischen Verzerrung im Programm der NSDAP sichtbar, in dem die Abschaffung des römischen Rechts gefordert wurde. Zu den Strategien im Umgang mit dieser politischen Katastrophe gehörte die Formulierung von Werten des römischen Rechts oder die Abkehr von einer Rechtsidee. Außerjuristi­sche, insbesondere philosophische Einflüsse im römischen Recht und sein Einsatz in der Reflexion der modernen Dogmatik nationaler wie europäischer Prägung spielen seit einigen Jahrzehnten eine wich­tige Rolle.

Das Seminar verfolgt das ehrgeizige Ziel, diesen wissenschaftsgeschichtlich und methodisch span­nenden Themen auf den Grund zu gehen. Ausgangspunkt sollen in den meisten Fällen biographische Untersuchungen sein. Gelegentlich wird aber auch eine Thematik ins Zentrum eines Referates ge­stellt. Die Ausarbeitungen sollen 20 Seiten nicht überschreiten.

Das Seminar findet immer dienstags von 18-20 Uhr im Raum 203 der Bibliothek des Fachbereichs Rechtswissenschaft in der Van’t-Hoff-Str. 8 statt. Je 14 Tage vorher ist die Ausarbeitung abzugeben, um Korrekturen vor dem Termin des Vortrags zu ermöglichen. Die Referentinnen und Referenten erhalten Unterstützung durch Literaturhinweise und durch Beratung bei der Erstellung der Referate.

Die Vorbesprechung findet statt am Dienstag, den 19.7.2016 um 12.15 Uhr in Raum 203.

Eine Voranmeldung bei meiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin, Frau von Bormann, oder bei meiner Sekretärin, Frau Schlandt, ist erwünscht.

Folgende Themen sind vorgesehen:

  1. Otto Lenel (1849-1935) – Rekonstruktion des prätorischen Edikts (Edictum perpetuum) und der klassischen Juristenschriften (Palingenesie) und Methodenfragen
  2. Die Überwindung der Interpolationistik bei Wieacker (Textstufenforschung), Kaser und Behrends
  3. Fritz Pringsheim (1882-1967) – Klassisches römisches Recht und byzantinische Einflüsse am Bei­spiel der Rechtsgeschäftslehre
  4. Josef Partsch (1882-1925) – Römisches Recht im Kontext der antiken Welt
  5. Ernst Rabel (1874-1955) – Rechtsvergleichung in Antike und Moderne, insbes. im Kaufrecht
  6. Hermann Kantorowicz (1877-1940) – "Der Kampf um die Rechtswissenschaft" als Gnaeus Flavius (1906): Freirecht nach römischem Vorbild?
  7. "Ersatz für das der materialistischen Weltordnung dienende römische Recht" – Hintergründe und Folgen von Punkt 19 des Parteiprogramms der NSDAP
  8. Paul Koschacker (1879-1951) – Europa und das römische Recht
  9. Fritz Schulz (1879-1957) – Prinzipien des römischen Rechts
  10. Franz Wieacker (1908-1994) – Verwissenschaftlichung und Rationalisierung mithilfe des römi­schen Rechts
  11. Peter G. Stein (geb. 1926) – Römisches Recht und Europa
  12. Max Kaser (1906-1997) – Römisches Privatrecht historisch und dogmatisch betrachtet
  13. Theo Mayer-Maly (1931-2007) – Die Wiederkehr von Rechtsfiguren
  14. Neo-Pandektismus oder neue Geschichtlichkeit – eine Kontroverse der 1990er Jahre
  15. Philosophische Einflüsse im römischen Recht, vom Naturrecht der Stoa und dem Zivilisations­recht der skeptischen Akademie (Okko Behrends)
  16. Die Rolle des römischen ius commune für die europäische Rechtseinheit (Reinhard Zimmermann)

Allgemeine Literatur zur Einführung:

  • Behrends, Okko: Das Werk Otto Lenels und die Kontinuität der romanistischen Fragestellun­gen. Zugleich ein Beitrag zur grundsätzlichen Überwindung der interpolationistischen Methode. In: Index 19 (1991), S.169-213 [= Institut und Prinzip S. 267-309].
  • Ogorek, Regina: Rechtsgeschichte in der Bundesrepublik (1945-1990). In: Dieter Simon (Hrsg.), Rechtswissenschaft in der Bonner Republik. Studien zur Wissenschaftsgeschichte der Jurisprudenz, Frankfurt am Main 1994, S. 12ff.
  • Rückert, Joachim: Rechtsgeschichte, Rechtswissenschaft, Rechtspolitik – ein Essay. In: Politi­sches Denken. Jahrbuch 2014, Berlin 2014, S. 85-105.
  • Zimmermann, Reinhard: Römisches Recht und europäische Kultur. In: Juristen-Zeitung 2007, S. 1-12.
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