16461 Seminar

WiSe 17/18: Die Sichtbarkeit der Poesie

Georg Witte

Kommentar

Literarische Texte, und poetische insbesondere, werden gelesen und gesehen. Gesehen – nicht nur im Sinne imaginativer Vergegenwärtigung poetisch evozierter Bilder, sondern im unmittelbar physischen, materiellen Sinn der visuellen Wahrnehmung des Schriftbilds. Die eminent visuelle Qualität des poetischen Texts wurde und wird in besonders demonstrativer Weise von der sog. Konkreten oder Visuellen Poesie ausgestellt. Doch reicht eine genuine Sichtbarkeit der Poesie viel weiter und tiefer. Die Versform des Texts generiert sich seit der ‚Verschriftlichung’ der Poesie, d. h. seitdem Poesie nicht mehr ein primär orales und akustisches Medium ist, primär in ihrer schriftlichen Anordnung (der vers libre bringt das zum konsequentesten Ausdruck). Neben der Versform aber sind es auch viel elementarere Ebenen verbaler Sprache, wie der Buchstabe und die Interpunktionszeichen, die in der Poesie eine Intensivierung hinsichtlich ihrer visuellen Präsenz erfahren. Die genannten Aspekte weisen die Poesie als ein spezifisches – und eigensinniges! – Teilphänomen eines in Schrift- und Medientheorie diskutierten Gebiets der Schriftbildlichkeit aus – d. h. der operativen, kognitiven und ästhetischen Funktionen und Qualitäten der visuellen Gestalt graphisch inskribierter Oberflächen auch jenseits der schriftlichen Fixierung von Lautsprachen. Wie sich in der visuellen Präsentation (und oftmals auch: Entstehung) von Poesie neben der verbalsprachlichen Notation auch piktorale Traditionen und vielleicht sogar Reminiszenzen oder Reaktualisierungen eines „ursprünglichen Graphismus“ (Kritzeln u.a.) erfahrbar machen, soll darum eine der Fragen sein, die das Seminar begleiten. Das impliziert auch, dass Poesie, und nicht nur die „konkrete“, zum Schauplatz einer graphischen Urerfahrung wird: der Erfahrung einer Spannung aus weißem Grund und auf- oder eingetragener Figur. Eine andere Leitfrage des Seminars betrifft die Konsequenzen medientechnischer Bedingungen für die Sichtbarkeit der Poesie. Das gilt bereits in eklatanter Weise für den Unterschied zwischen handschriftlicher und typographischer Schriftgestaltung. Oder für eine besondere Ästhetik und Politik der Schreibmaschinentyposkripts (etwa in der Samisdatliteratur). Heute wird die Frage eines medientechnisch bedingten Wandels poetischer Sichtbarkeit mit besonderer Intensität durch die digital poetry aufgeworfen (mit weitreichenden Konsequenzen für Performativität, Prozessualität, Operativität und Operationalisierbarkeit, ikonische und diagrammatische Qualität von Texten). In historischer Perspektive konzentriert sich das Seminar auf die Zeit vom frühen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart, insbesondere auf die experimentelle Erforschung der Potentiale poetischer Schriftbildlichkeit durch die Avantgarden, sodann durch die späte oder zweite Moderne und schließlich durch zeitgenössische Dichter_innen und Textarbeiter_innen. Schließen

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Mo, 16.10.2017 12:00 - 14:00

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