WiSe 17/18: Geschichte der Sprachwissenschaft
Ferdinand von Mengden
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Alle derzeit relevanten linguistischen Darstellungen und Ansätze sind davon betroffen, dass es in der Sprachwissenschaft unterschiedliche, in wichtigen Details im Widerstreit liegende Schulen gibt. Die theoretischen Annahmen, die dabei jeweils zu Grunde gelegt werden, lassen sich auf sehr unterschiedlichen Ebenen finden: Ist der Kern unserer Sprechfähigkeit zum Beispiel angeboren und genetisch ererbt? Inwieweit greifen Sprecher beim Erwerb und bei der Verwendung sprachlicher Strukturen auf eigene Erfahrung aus dem Sprachgebrauch zurück? Was ist an Sprache universell? Wie beeinflussen sprachliche Strukturen unser Denken (oder ist die Beeinflussung umgekehrt)? Welche Rolle spielt die Schrift? Welche Rolle spielt Variation? Wie ist das Verhältnis zwischen Sprache und Gesellschaft? In diesem Seminar wird es nicht in erster Linie darum gehen, die hier genannten Fragen zu klären. Ziel des Seminars wird vielmehr sein, ein Verständnis dafür schärfen, wie diese Fragen entstanden sind, wie und warum sie ins Zentrum linguistischen Denkens gerückt sind und wie sich die entsprechenden Herangehensweisen und die Kontexte, in denen diese Fragen gestellt wurden, mit der Zeit veränderten. Eine Analyse der Geschichte des linguistischen Denkens soll einerseits ein Verständnis, eine Einordnung und eine kritische Betrachtung gegenwärtiger Theorien und Grundannahmen erleichtern, andererseits aber auch eine Grundlage dafür anbieten, etwaige Widersprüche, einzelne Annahmen und terminologische Zwänge zu identifizieren und zu dekonstruieren. Zeitlich werden wir einen Bogen spannen von der Antike bis hin zu heutigen Modellen, ein Fokus wird aber auf der Zeit vom 18. bis zum 20. Jahrhundert liegen. Dabei wird notwendigerweise auch immer wieder der historisch-politische und geistesgeschichtliche Kontext zu beleuchten sein, in dem sich sprachwissenschaftliches Denken jeweils von älteren Ideen emanzipierte und weiterentwickelte. Grundlage der Diskussionen wird die Lektüre ausgewählter sprachtheoretischer Texte sein; wir werden uns aber auch ausführlich mit der Anwendung der entsprechenden Ideen beschäftigen. Wer am Seminar teilnehmen möchte, in der ersten Sitzung aber nicht anwesend sein kann, möchte mich bitte kurz per E-Mail informieren.
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