17601
Vorlesung
WiSe 19/20: Film und Negativität
Lars Nowak
Kommentar
Es ist eine alte und bis heute unentschiedene Streitfrage, ob neben dem Medium der Sprache auch dasjenige des Bildes verneinen kann. Betrachtet man indes jene theoretischen Positionen, die dem Bild diese Fähigkeit absprechen, so offenbart sich nicht selten, dass hier neben einem verkürzten Negations- auch ein verengter Bildbegriff zugrunde gelegt wird. Dagegen kann ein umfassenderes Verständnis davon, was ein Bild ist, an diesem eine ganze Reihe negativer Momente aufzeigen. Eine Schlüsselrolle fällt dabei dem seriellen, bewegten und intermodal eingebundenen Bild des Filmes zu, dessen negatives Potenzial den Gegenstand der vorliegenden Vorlesung bildet. Diese wird sich zunächst mit philosophischen, linguistischen und medientheoretischen Konzeptualisierungen der Negation befassen, um diese von ihrer logischen Reduktion auf die Kontradiktion zu befreien. Hierauf aufbauend, sollen im nächsten Schritt jene Verneinungen thematisiert werden, die das kinematographische Bild aufgrund seiner medialen Verfasstheit – man denke z.B. an seine zeitliche Endlichkeit – immer schon vollziehen muss. Diese Konstitutiven werden wiederum um diverse fakultative Negationen ergänzt, von denen sich einige die Ersteren zunutze machen. Hier ist zunächst festzuhalten, dass filmische Bilder keineswegs immer dem Zeigen, sondern häufig genug dessen Gegenteil, dem Verbergen, dienen, was vor allem anhand des hors-champ und der Ellipse sowie von Schatten und Unschärfen herausgearbeitet werden soll. Weitere Negationen nisten sich in den semantischen Beziehungen des Filmbildes zu seinen Signifikaten und Referenten, in seinen interpiktorialen Beziehungen zu anderen Bildern und in seinen intermodalen Beziehungen zu Ton und Sprache ein. Diese Phänomene lassen sich einerseits in den Kontext der modernen Kunst mit ihrer besonderen Emphase auf Reduktion und Kritik stellen. Andererseits wird die Vorlesung das dialektische Verhältnis der Negation zur Affirmation beleuchten, die nicht zuletzt durch den Filmrezipienten ins Spiel gebracht wird. Zur Erhellung dieser Zusammenhänge wird nicht nur auf einschlägige filmwissenschaftliche Theoreme zurückgegriffen, welche hierdurch in einem neuen Licht erscheinen; vielmehr werden daneben auch externe Ansätze – wie etwa die Gestalttheorie, die Rezeptionsästhetik oder die Intertextualitätstheorie – einbezogen. Um eine Veranschaulichung und Plausibilisierung dieser theoretischen Überlegungen wird sich die Vorlesung schließlich durch eine große Zahl von detaillierten Analysen konkreter Filmbeispiele bemühen. Schließen
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