WiSe 19/20: Wiener Moderne

Irmela Marei Krüger-Fürhoff

Kommentar

„Heute scheinen zwei Dinge modern zu sein: die Analyse des Lebens und die Flucht aus dem Leben“ – so Hugo von Hofmannsthals Diagnose aus dem Jahre 1893. Die österreichische Literatur an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist geprägt von künstlerischen und wissenschaftlichen Innovationen in den Bereichen Musik (Gustav Mahler, Arnold Schönberg), Malerei und Architektur (Gustav Klimt, Otto Wagner), Physik (Ernst Mach), Psychologie und Psychoanalyse (Sigmund Freud). Wiener Intellektuelle und Künstler nehmen europäische Einflüsse auf, werden jedoch auch durch die soziopolitische Situation der österreichisch-ungarischen Monarchie und die kulturellen Institutionen der Metropole (Feuilleton, Kaffeehaus) beeinflusst. Zu den zentralen Themen der Schriftsteller der so genannten ‚Wiener Moderne’ gehören die Infragestellung von Wahrnehmung, Identität und Sprache, die Beschäftigung mit medizinischen und psychologischen bzw. psychoanalytischen Theorien sowie die Auseinandersetzung mit Konstruktionen von Geschlecht und ‚Rasse’. Dabei erschließen die Autoren nicht nur neue Themen, sondern erproben neue literarische Ausdrucksformen. Im Seminar lesen wir Prosa und Dramatik unterschiedlicher Autoren, wobei ein Schwerpunkt auf Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler liegt. Schließen