Die Region der Großen Seen wird im europäischen Blick hauptsächlich mit ("ethnischen") Gewaltkonflikten und Staatszerfall assoziiert. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen kolonialer Politik, postkolonialen Machtbeziehungen sowie Fragen von Identität und Gesellschaft häufig ausgeblendet. Das Seminar rückt die komplexe Geschichte und Politik der Region der Großen Seen (hier verstanden als Burundi, DR Kongo, Ruanda, Uganda und Tansania) in den Vordergrund. Dabei lernen wir Theorien und wissenschaftliche Debatten zu Gesellschaften, Politik und Konflikten in Afrika kennen und diskutieren unterschiedliche, oft kontroverse Ansätze anhand der Region. Dabei geht es um eine kritische Auseinandersetzung mit den Hintergründen und Dynamiken politischer Prozesse und Konflikte sowie dem externen Blick darauf. Entsprechend beginnt das Seminar mit einer kurzen Einführung und der Problematisierung der Geschichte und Aktualität des "europäischen Blicks" auf die Region. In dem folgenden Seminarblock geht es um den Zusammenhang von Identitäten und sozialer Organisation aus der Sicht essentialistischer wie konstruktivistischer Ansätze. Hier werden Fragen von Ethno-Nationalismus und vermeintlich traditionellen Identitäten und Herrschaftsformen mit dem Diskurs über politische Mobilisierung und Staatlichkeit in Afrika verknüpft. Ein dritter Seminarblock konzentriert sich auf verschiedene Aspekte von Kriegen und Konflikten in der Region seit der Dekolonialisierung. Dabei geht es weniger um einen historischen Überblick, als um die Anwendung und Diskussion verschiedener Erklärungen des Ausbruchs, Verlaufs und der regionalen Verflechtung unterschiedlicher bewaffneter Konflikte. Die folgenden Blöcke ergänzen dies mit Sitzungen zu Friedensprozessen und "Postkonflikt Gesellschaften". Hier stehen zunächst verschiedene Lösungsansätze und internationale wie regionale Akteure im Zentrum, bevor es um zwei spezifische Perspektiven auf die Gesellschaften und Konflikte nach dem offiziellen Ende von Kriegen in der Region geht: die feministische und die transnationale. Hinweis: Mit Blick auf die Pflichtlektüre werden sehr gute Englischkenntnisse vorausgesetzt! Schließen