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S/HS (Seminar/Hauptseminar)
SoSe 13: Denken als Unterscheiden bei Aristoteles. Der methodische Weg von der Wahrnehmung zum Wissen
Abogast Schmitt, Gyburg Uhlmann
Kommentar
Episteme bei Aristoteles - Blockseminar im Sommersemester 2013
Wissen besteht - nach Aristoteles - in der Aktualisierung bestimmter Erkenntnispotenzen. Deren differenzierteste, reichste und lustvollste Verwirklichungsform ist die Aktualisierung begrifflicher Unterscheidungen verbunden mit der Fähigkeit, hinreichend Rechenschaft über das Gedachte und seine Gültigkeit abzulegen.
In dem Seminar wollen wir die Bausteine zusammentragen und diskutieren, aus denen sich diese Konzeption von Wissen und Wissenschaft konstituiert und auf denen sie gründet. Dazu gehören die zentralen Lehrstücke zum Verhältnis von Möglichkeit, Potenz und Wirklichkeit, zur funktionalen Relation Form/Materie sowie die Analyse des menschlichen Erkenntniswegs, aus der Aristoteles seine Wissenschaftsmethodik entwickelt.
Diese Analyse, wie unser Denken ein Weg von undifferenzierten zu immer differenzierteren Unterscheidungsleistungen und spezifischeren Erfassungsweisen der Erkenntnisgegenstände ist, bildet die Grundlage für Aristoteles' Methode der Wissensgenerierung, die 'anagogisch', d.h. schrittweise von einfachen, undifferenzierten Anfängen zu komplexen, sicheren Wissensformen führt, und zwar in allen Schriften seiner verschiedenen Disziplinen. Diese sind sämtlich anagogisch und erschließen die Wissensgegenstände mittels der Orientierung am Satz vom Widerspruch in einem kritisch prüfenden, d.h. elenktischen oder implizit elenktischen Verfahren.
Zu dieser anagogischen Methode gehört wesentlich, daß das menschliche Erkennen von den einfachsten und für uns am einfachsten zugänglichen Erkenntnisformen, den Wahrnehmungen, aus analysiert wird.
In dem Seminar wollen wir diesen methodischen Weg der Wissensgenerierung sowohl auf der Ebene der Wissensentwicklung und Wissensvermittlung, wie Aristoteles sie in seinen Pragmatien vollzieht, als auch auf der Ebene der in diesen entworfenen Erkenntnis- und Wissenstheorie durch die gemeinsame Lektüre zentraler Texte aus dem Corpus Aristotelicum nachvollziehen.
Ein Textcorpus wird dafür zur Verfügung gestellt.
Mögliche Referate ergeben sich aus der Gliederung unserer Lektüren. Interessierte schauen bitte in das Textcorpus, um sich eine Vorstellung von der Textbasis der Referate zu machen. Bitte wenden Sie sich an die Dozenten, wenn Sie ein Referat übernehmen wollen, für eine genaue Absprache:
1. Was ist Erkennen?
2. Wissen und Methode
a) Anfang und Ziel des Erkenntniswegs
b) Wissenschaftsmethodik: Erkenntnis der Gegenstände an ihrer 'Funktion' (ergon, energeia)
c) Dynamis und Energeia als Gegenstände des Denkens
d) Form und Materie: Erkenntnis des Einzelnen an seinem Eidos
e) Prinzip und Allgemeines: Kriterien der Gewinnung eines distinkten Sachwissens
3. Wissen und Lust
4. Sprache als Vermittler zwischen Innen und Außen? - die sog. Subjekt-Objekt-Kluft
5. Wissensbewegungen (de anima III,3 und 4)
6. Die Sinneswahrnehmung
7. Rationalität, Diskursivität
8. Intellekterkenntnis: Ordnung und Wissen
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4 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mo, 15.07.2013 10:00 - 18:00
Di, 16.07.2013 10:00 - 18:00
Mi, 17.07.2013 10:00 - 18:00
Do, 18.07.2013 10:00 - 18:00