17513 Proseminar

SoSe 13: Die Geschichte verbotener Kunst schreiben. Neoavantgarde in Mittel- und Osteuropa

Adam Czirak

Kommentar

Während der Status von Performancekünstler_innen in der US-amerikanischen oder westeuropäischen Neoavantgarde von der jeweiligen Gesellschaft toleriert und auch anerkannt wurde, waren die Künstler im realsozialistischen Mittel- und Osteuropa der 1970er und 1980er Jahre unter permanenter Kontrolle gehalten, insofern das gesamte Feld des Kulturellen weitgehend in den staatlichen Kompetenzbereich gehörte. Im Zuge der Etablierung des sozialisitischen Realismus als dominantes Ideologem galten bildende und darstellende Avantgardekünstler, die um die Autonomie ihrer Kunst rangen, zwangsläufig als Kontrahänten des hegemonialen Kunstsystems und avancierten zu Akteuren einer inoffiziellen und verbotenen ‚Zweiten Öffentlichkeit'. Wie sie unter den beispiellosen Zensurmaßnahmen, Schreib-, Ausstellungs-, sowie Auftrittsverboten doch imstande waren, in Polen, Ungarn, Jugoslawien und in der Tschechoslowakei eine zweifellos kreative und subversive Kunstpraxis zu entwickeln, gilt es im Rahmen des Seminars zu diskutieren. Vor allem wird folgende Frage in den Mittelpunkt gestellt: Auf welche Weise können und müssen Theaterhistoriker methodisch vorgehen, um die Spuren jener durch die Kunstzensur reglementierten oder zum Schweigen gebrachten Artikulationen aufzudecken, die Aktions- und Performancekünstler Mittel- und Osteuropas hinter sich gelassen haben. In einem ersten Schritt wird die konzeptuelle Verfasstheit der Live Art in totalitär regierten Ländern ins Auge gefasst. Vor der Folie gesellschaftlicher und ideologischer Umstände wird ausgelotet, worin sich die amerikanischen bzw. die mittel- und osteuropäischen Performanceszenen hinsichtlich ihrer Produktionsbedingungen und programmatischen Prinzipien unterscheiden. In einem zweiten Schritt werden einschlägige Aktions- und Performancekünstler vorgestellt und ihre emblematischen Arbeiten in Augenschein genommen. Das Seminar bietet ferner eine Einführung in Methoden theaterhistoriographischen Arbeitens. Die analytische Beschäftigung mit Performancebeispielen wird Anlass dazu geben, die Theorie und Praxis der historischen Quellenarbeit zu diskutieren. Dabei wird jeweils die methodische Schwierigkeit reflektiert, die das theaterhistoriografische Ermitteln und die diskursive Rekonstruktion der Live Art in Mittel- und Osteuropa auszeichnet. Teilnahmevoraussetzung: aktive Mitarbeit und ein Kurzreferat Prüfungsleistung: schriftliche Hausarbeit (ca. 10 Seiten) Schließen

13 Termine

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Do, 11.04.2013 16:00 - 20:00

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