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S/HS (Seminar/Hauptseminar)
SoSe 13: Kolossal! Zur Ästhetik des Riesenhaften in der Frühen Neuzeit
Ulrike Müller-Hofstede
Hinweise für Studierende
Diese LV ist auch als PS (Projektseminar) im Modul "Forschung am Objekt" verwendbar.
Kommentar
Kolossalität definiert sich einerseits durch Maße, die sich auf Höhe, Ausdehnung und Gewicht beziehen, andererseits sprechen wir auch von einem Kernbegriff der Wirkungsästhetik: Riesenhaft, erhaben, majestätisch, überwältigend sind Synonyme, die wir gebrauchen, um das gleiche Phänomen zu erfassen. Kolosse sind nicht nur überdimensionierte große Skulpturen oder Architekturen, sie sind auch eng verbunden mit der Phantasie des Betrachters, der in ihnen eine mächtige, gestaltgewordene Vision erkennt, nicht selten Ausdruck einer religiös oder weltlich zuzuordnenden Macht, die Teilhabe, Schutz oder Terror und Kampfbereitschaft zu versprechen scheint. Schon antike literarische Quellen berichten etwa von der religiöse Impulse bewirkenden Majestät des Zeus des Phidias.
Als Schnittstelle für die Neubewertung lässt sich die Frühe Neuzeit bezeichnen, schon in der zweiten Hälfte des 15., Jahrhunderts experimentieren Bildhauer mit ersten Kolossalstatuen in Florenz. Im Barock sind uns heilige Berge und Kolosse bekannt und im 18. Jh. Es entsteht ein lebhaftes Interesse an ästhetischen, anthropologischen und psychologischen Fragestellungen. Weniger vor Kunstwerken als vor der wilden Natur entwickelt sich eine subjektive Fassung des Erhabenen. Nun wirkt ein Kunstwerk erhaben, wenn es ein Mischgefühl auslöst, in dem sich Bewunderung und Staunen mit der Erfahrung des Drohenden, Erschreckenden und Grenzenlosen vermengt und das Gefühl des Erhabenen erzeugt. Die Kolosse in der Verbindung von Naturelementen (Leuchtfeuer, Brausen des Windes, das Wogen des grenzenlosen Meeres usw.) mit Kunstelementen vereinen das Sublime in sich.
Den ersten historisch-kritischen Reflexionen über das Wesen des Kolossalen und darüber hinaus - generell des Maßstabs - soll im Seminar anhand von Fallstudien zur Kolossalskulptur und der Darstellung des Kolossalen in Bildern nachgegangen werden Dabei werden italienische, deutsche und französische Beispiele von der Frühen Neuzeit bis zum 19. und 20. Jahrhundert zur Sprache kommen Tagesexkursionen zu einzelnen Denkmälern sind vorgesehen. Schließen
Literaturhinweise
Lit.:
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13 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 10.04.2013 10:00 - 12:00
Mi, 17.04.2013 10:00 - 12:00
Mi, 24.04.2013 10:00 - 12:00
Mi, 08.05.2013 10:00 - 12:00
Mi, 15.05.2013 10:00 - 12:00
Mi, 22.05.2013 10:00 - 12:00
Mi, 29.05.2013 10:00 - 12:00
Mi, 05.06.2013 10:00 - 12:00
Mi, 12.06.2013 10:00 - 12:00
Mi, 19.06.2013 10:00 - 12:00
Mi, 26.06.2013 10:00 - 12:00
Mi, 03.07.2013 10:00 - 12:00
Mi, 10.07.2013 10:00 - 12:00