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SoSe 13: Rache

Christine Angela Knoop

Kommentar

Dieses Seminar beschäftigt sich mit Darstellungen von Rache in literarischer Fiktion. Dabei werden wir den Begriff anhand theoretischer und philosophischer Texten zunächst definitorisch eingrenzen: Was ist Rache, und (wie) unterscheidet sie sich z.B. von Strafe, Vergeltung oder Abrechnung? Wann wird Rache für akzeptabel erachtet; wer ‚darf' sich also rächen, wie, wofür und an wem? Sind Wahrnehmung und Legitimation von Rache in der Literatur perspektivgebunden oder abhängig von Geschlecht, Herkunft, sozialem Status und Alter der/des sich Rächenden und der Opfer? Aufbauend auf diesen Überlegungen werden wir anhand von Auszügen aus einer Auswahl historisch und kulturell unterschiedlicher kanonischer Texte verschiedene Spielarten von Rache betrachten: Rache als Autonomiebeweis und Selbstzerstörung in Euripides' "Medea"; Kriemhilds Rache im "Nibelungenlied" als Gewaltexzess; der Versuch der Rache durch Gerichtsbeschluss in Shakespeares "Merchant of Venice"; Rache als Strafe in Schillers "Die Räuber"; Rache als unabschließbare, in den Wahnsinn übergehende Vergeltungssucht in Kleists "Findling" und Dumas' "Comte de Monte Christo"; Rache als gesellschaftliche oder familiäre Pflicht in Mérimées "Colomba" und García Marquez' "Crónica de una muerte anunciada"; Empathie induzierende Rache in Grishams "A Time to Kill"; und Rache als Gerechtigkeitsphantasie in der Figur des "Escapist" in Chabons "The Amazing Adventures of Kavalier & Clay". Angesichts dieser Beispiele soll das Seminar die Rhetorik (besonders die Metaphorik) und die jeweilige Dramaturgie der Legitimation und des Legitimationsverlusts von Rache in den Blick nehmen. Da das Textvolumen für das Seminar groß ist, werden wir für die einzelnen Sitzungen jeweils ExpertInnen zur Vorbereitung der jeweiligen Texte benennen; alle anderen SeminarteilnehmerInnen erhalten kürzere Textausschnitte zur Lektüre. Schließen