17732 Seminar

SoSe 13: Das Hässliche und Bizarre in der Musikkritik des 19. Jhd.

Bodo Bischoff

Kommentar

Nur scheinbar selbstverständlich ist es, dass die relativ junge - zutiefst bürgerliche - philosophische Disziplin der Ästhetik sich zunächst nahezu ausschließlich der Kategorie des "Schönen" widmete, deren negative Kontrastfolie keinen ästhetischen Wert an sich beanspruchen konnte. Nicht von der Musikästhetik, sondern von der Literaturästhetik geht um 1800 der Impuls und die dringliche Forderung aus, eine "Theorie des Hässlichen" zu entwickeln, da "das Schöne und das Hässliche unzertrennliche Korrelate" darstellen (Friedrich Schlegel, "Über das Studium der griechischen Poesie"). Im Verlauf des 19. Jahrhunderts führt die streckenweise heftig geführte Kontroverse schließlich zu einem ästhetischen Paradigmenwechsel, dessen Folgen bis in jüngste Zeit hinein wirken. Dass das Erscheinungsdatum der Schrift Hanslicks "Vom musikalisch Schönen" (1854) und die "Ästhetik des Häßlichen" von Karl Rosenkranz (1853) nur um ein Jahr differiert, sei als bedenkenswertes Kuriosum angemerkt. Die Lehrveranstaltung stellt sich (1.) zur Aufgabe, der Bedeutung und dem Bedeutungswandel der Attribute bizarr, hässlich, barock, pikant, frappant, erhabenen und ähnlichen anhand von Quellen nachzugehen. Darüber hinaus soll (2.) die Verwendung dieser Attribute in ausgewählten Kritiken untersucht werden und schließlich (3.) die Brücke zu den konkret mit ihnen belegten kompositorischen Sachverhalten geschlagen werden. Im Zentrum der analytischen Überlegungen werden Kompositionen von Beethoven, der Berlioz, Schumann und Liszt stehen. LITERATUR (AUSWAHL): ABEGG, WERNER, Musikästhetik und Musikkritik bei Eduard Hanslick (Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts Bd. 44), Regensburg 1974 (Zum Verhältnis von Schönem und Häßlichem in der Musik besonders: S. 71-78); BISCHOFF, BODO, Monument für Beethoven. Die Entwicklung der Beethoven-Rezeption Robert Schumanns, Köln 1994, S. 71-76, 132-133, 244-252; BURKE, EDMUND, Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen, London 1757, übersetzt von Friedrich Bassenge, neu eingeleitet und hg. von Werner Strube (Philosophische Bibliothek Bd. 324), 2. Auflage, Hamburg 1989; DAHLHAUS, CARL, Klassische und romantische Musikästhetik, Laaber 1988; DAHLHAUS, CARL, Musikästhetik, Köln 1967; HANSLICK, EDUARD, Vom Musikalisch-Schönen. Ein Beitrag zur Revision der Ästhetik der Tonkunst, Leipzig 1854, Reprint Darmstadt 1981; HOGARTH, WILLIAM, Analyse der Schönheit, London 1753, aus dem Englischen von Jörg Heininger (Fundus 132, hg. von Gerti Fietzek und Michael Glasmeier), mit einem Nachwort von Peter Bexte, Dresden u.a. o.J.; JAUß, HANS ROBERT (HG.), Die nicht mehr schönen Künste - Grenzphänomene der Ästhetik, München 1968; JAUß, HANS ROBERT, Die klassische und die christliche Rechtfertigung des Hässlichen in mittelalterlicher Literatur, in: Die nicht mehr schönen Künste - Grenzphänomene der Ästhetik, hg. von Hans Robert Jauß, München 1968, S. 143-168; JEAN PAUL, Vorschule der Ästhetik, in: Werke in zwölf Bänden, hg. von Norbert Miller, mit einem Nachwort von Walter Höllerer, Bd. 9, München u. a. 1975; KUNZE, STEFAN, Ludwig van Beethoven. Die Werke im Spiegel seiner Zeit. Gesammelte Konzertberichte und Rezensionen bis 1830, hg. und eingeleitet von Stefan Kunze, Laaber 1987; MÜLLER, GERHARD, Bemerkungen zur Rolle des Hässlichen in Poesie und Poetik des klassischen Griechentums, in: Die nicht mehr schönen Künste - Grenzphänomene der Ästhetik, hg. von Hans Robert Jauß, München 1968, S. 13-21; MÜLLER, WILHELM CHRISTIAN, Aestetisch-historische Einleitung in die Wissenschaft der Tonkunst, 2 Bde., Leipzig 1830; OESTERLE, GÜNTER, Entwurf einer Monographie des ästhetisch Hässlichen. Die geschichte einer ästhetischen Kategorie von Friedrich Schlegels Studium-Aufsatz bis zu Rosenkranz' Ästhetik des Hässlichen als Suche nach dem Ursprung der Moderne, in: Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaft 8, Zur Modernität der Romantik, hg. von Dieter Bänsch, Stuttgart1977, S. 217-298; ROSENKRANZ, KARL, Ästhetik des Häßlichen, Königsberg 1853, hg. und mit einem Nachwort von Dieter Kliche, Leipzig 1990; SCHILLER, FRIEDIRCH, Gedanken über den Gebrauch des Gemeinen und Niedrigen in der Kunst, in: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, hg. von Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert, Bd. 5, 9. Auflage, Darmstadt 1993 (1959), S. 537-543; SCHILLER, FRIEDIRCH, Vom Erhabenen, in: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, hg. von Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert, Bd. 5, 9. Auflage, Darmstadt 1993 (1959), S. 489-512; SCHILLER, FRIEDIRCH, Zu Gottfried Körners Aufsatz über Charakterdarstellung in der Musik, in: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, hg. von Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert, Bd. 5, 9. Auflage, Darmstadt 1993 (1959), S. 1044-1046 SCHLEGEL, FRIEDRICH, Über das Studium der griechischen Poesie, in: Kritische Friedrich- Schlegel-Ausgabe, hg. von Ernst Behler, Bd. 1, Paderborn u.a. 1979, S. 217-367; SEIDEL, WILHELM, Zwischen Immanuel Kant und der musikalischen Klassik. Die Ästhetik des musikalischen Kunstwerks um 1800, in: Das musikalische Kunstwerk. Geschichte - Ästhetik - Theorie. Festschrift Carl Dahlhaus zum 60. Geburtstag, hg. von Hermann Danuser, Helga de la Motte-Haber, Silke Leopold und Norbert Miller, Laaber, 1988, S. 67-84; TAUBES, JACOB, Die Rechtfertigung des Hässlichen in urchristlicher Tradition, in: Die nicht mehr schönen Künste - Grenzphänomene der Ästhetik, hg. von Hans Robert Jauß, München 1968, S. 169-185 Schließen

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