14822 Hauptseminar

SoSe 13: Catharina von Siena - männliche Perspektiven auf eine Heilige

Beatrice Trînca

Hinweise für Studierende

Im 30-/60-LP-Angebot als "Seminar" anrechenbar.

Kommentar

In Zusammenarbeit mit Dr. des. Marie-Christin Wilm beschäftigen wir uns in dieser Lehrveranstaltung mit zwei verschiedenen männlichen Blicken auf Catharina von Siena (1347-1380), die zu den wirkmächtigsten weiblichen Persönlichkeiten des Spätmittelalters gehört. Sowohl in der Heiligenvita des Raimund von Capua (um 1330-1399) als auch im Dramenfragment von Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) zählen ? in historisch und kulturell ganz unterschiedlichen Kontexten ? irdische vs. himmlische Liebe sowie Braut- und Schmerzensmystik zu den dominanten Themen der Verfasser. Für beide Autoren spielen die Konstitution und Infragestellung von geschlechtsspezifischer Autorität sowie genderbedingte Fremd- und Selbstermächtigungs- bzw. Fremd- und Selbstheiligungstrategien eine zentrale Rolle. Im ersten Teil des Seminars besprechen wir den spätmittelalterlichen zum Teil kontroversen Umgang mit diesen Themen anhand von Auszügen aus der zwischen 1385 und 1395 verfassten Heiligenvita des Dominikaners Raimund von Capua, der Diplomat und Beichtvater Catharinas war und sich für ihre Heiligsprechung einsetzte. Im Mittelpunkt wird einerseits seine religiös-politische sowie didaktische Argumentation stehen, andererseits wird es um die mediale und ästhetische Aufbereitung Catharinas als Mystikerin und Heilige gehen, wobei neben Textzeugnissen vor allem auch Bilder als Grundlage intendierter religiöser Erfahrung bei der Beschäftigung mit der Heiligen zur Diskussion stehen werden. Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit einer Reihe von Szenen, die der Sturm-und-Drang-Autor J.M.R. Lenz zu einem „Religiösen Schauspiel“ zusammensetzen will (1775/76). Der Jugendfreund Goethes fragt im Verlauf seiner Arbeit am heiligen(?) Bild einer „modernen“ Catharina, das ihm mehr und mehr zum „Künstlerschauspiel“ gerät, nach den anthropologischen Gründen für Liebesverzicht und Selbstgeißelung seiner Heldin und interessiert sich aus ästhetischer Perspektive für die vermittelnde Bedeutung, die dem Künstler bei der Mitleidserzeugung für eine Figur zukommt, deren Leiden aus einer durchaus problematischen Motivation ihrer religiösen Handlungen resultiert. Die Auszüge der lateinischen Vita werden im Original mit Übersetzung zur Verfügung gestellt, ebenso die Lenzschen Catharina-Fragmente. Zur Vorbereitung wird empfohlen: Jungmayr, Jörg: Einleitung. In: J.J.: Die Legenda Maior (Vita Catharinae Senensis) des Raimund von Capua. Edition nach der Nürnberger Handschrift Cent. IV,75, Übersetzung und Kommentar, Berlin 2004, S. v-xxxvii. Wesle, Carl: Über die Katharina von Siena von J.M.R. Lenz. In: Zeitschrift für deutsche Philologie Bd. 46 (1915), S. 229-254 Schließen

Zusätzliche Termine

Fr, 31.05.2013 14:00 - 20:00

Dozenten:
Prof. Dr. Beatrice Trînca

Räume:
009 Hörsaal (Gosslerstr. 2 / 4)

Sa, 01.06.2013 10:00 - 18:00

Dozenten:
Prof. Dr. Beatrice Trînca

Räume:
009 Hörsaal (Gosslerstr. 2 / 4)

Fr, 12.07.2013 14:00 - 20:00

Dozenten:
Prof. Dr. Beatrice Trînca

Räume:
009 Hörsaal (Gosslerstr. 2 / 4)

Sa, 13.07.2013 10:00 - 18:00

Dozenten:
Prof. Dr. Beatrice Trînca

Räume:
009 Hörsaal (Gosslerstr. 2 / 4)

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