Ein Blick auf die „Klassiker der Religionswissenschaft“ zeigt, dass Gender hier eine marginale Deutungskategorie bildet. Im Seminar wird es um religionswissenschaftlich relevante Gender- und Frauenforschung gehen. Neben Positionen zahlreicher AutorInnen, die in der Genderforschung nutzbar gemacht wurden (z.B. Simone de Beauvoir, Kate Millett, Judith Butler), werden in erster Linie diejenigen Theoretikerinnern vorgestellt, die sich in ihren Arbeiten direkt auf religiöse und/oder religionswissenschaftliche Fragestellungen beziehen. So trat z.B. Elizabeth Cady Stanton, Frauenrechtlerin des 19. Jhd.s, als eine der ersten gegen eine misogyne Interpretation der biblischen Schriften ein und gab die schnell zu einem Bestseller avancierende Woman’s Bible heraus. Aus frauenrechtlichen Bestrebungen entwickelten sich später der Feminismus, Ansätze zur feministischen Theologie (z.B. Mary Daly) und die Genderforschung. Marija Gimbutas oder Heide Göttner-Abendroth schließlich sind bekannte Vertreterinnen der Theorie eines Matriarchats als einer frühen Kulturstufe. Ihre Thesen beruhen auf einer aus wissenschaftlicher Sicht hochproblematischen Deutung einer Fülle archäologischen Materials sowie der Übertragung und Neuinterpretation antiker Mythen unterschiedlicher Provenienz. Diese und andere Arbeiten aus der Matriarchatsforschung trugen nicht zuletzt zur Ausbildung eines spirituell orientierten Feminismus bei (z.B. Luisa Francia). Interdependenzen zwischen wissenschaftlichen Fragestellungen und religiösen Ansichten werden daher auch Thema des Seminars sein. Zur Vorbereitung empfohlene Lektüre: Christina von Braun, Inge Stephan (Hgg.), Gender-Studien: Eine Einführung. Stuttgart: Metzler, 2006. Anna-Katharina Höpflinger (Hg.), Handbuch Gender und Religion. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008. Schließen