Postsowjetische Identitätsdebatten in der Ukraine und Belarus gehen mit einem Prozess der Bewusstwerdung und Erinnerung der Vergangenheit in veränderten soziokulturellen Kontexten einher. Der Wandel sowjetischer Identität in eine ukrainische und belarussische vollzieht sich in einem Dekonstruktionsprozess von sowjetischen Mythen, so etwa über die sowjetische Völkerfamilie, und in (Re-)-Konstruktionen nationaler und regionaler Erinnerungskultur. Der britische Historiker Eric Hobsbawm hat in diesem Zusammenhang von der "Erfindung von Traditionen" ("invention of tradition") gesprochen und als Folge eines schnellen sozialen Wandels erklärt. In diesem "Erfindungsprozess" spielt die Politik im Zusammenspiel mit den Massenmedien eine richtungsweisende Rolle. Künstlerische Medien wie Literatur und Film präsentieren dagegen andere, nicht massenmedial vermittelte Identitätsentwürfe. In der LV wird das Wechselspiel von Politik, Massenmedien, Literatur und Film in ihren vergangenen und gegenwärtigen Bezügen dargestellt. close

Literatur zum Einstieg: Andruchovy?, Jurij: Engel und Dämonen der Peripherie. Essays. Frankfurt am Main (SV) 2007 Ders. Das letzte Territorium. Essays. Frankfurt am Main (SV) 2003 Bacharevi?, Al`herd: Die Elster auf dem Galgen. Leipzig, 2010. Klinov, Artur: Minsk, Sonnenstadt der Träume; SV, Frankfurt am Main 2006 Knubben, Tobias (Hrsg.): Belarus - unbekannte Mitte Europas: ein Handbuch über Belarus zur Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft; Institut für Deutschlandstudien (IfD) an der Europäischen Humanistischen Universität, Minsk 2004. Portnov, Andrij: Uprjašnenija s istoriej po-ukrainski. Moskau: Memorial, 2010. Riabchuk, Mykola: Die reale und die imaginierte Ukraine. Frankfurt am Main (SV) 2006 Sabuschko, Oksana: Planet Wermut. Essays. Graz 2012. close