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SoSe 13: Heinrich von Veldeke: "Eneasroman" (4 SWS)

Nina Nowakowski, Johannes Traulsen

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Die kombinierten Basisseminare dienen der Vermittlung grundlegender Kenntnisse über die historischen Eigenheiten mittelalterlicher Literatur, insbesondere der höfischen Literatur um 1200. Nach einer Einführung in Fragestellungen und Methodologie der mediävistischen Literaturwissenschaft wird ein Werk interpretatorisch erschlossen. Im sprachwissenschaftlichen Teil des Moduls wird in die Geschichte und Grammatik der mittelhochdeutschen Sprache eingeführt. Ziel des Seminars ist es, die Teilnehmer_innen in die Lage zu versetzen, den mittelhochdeutschen Text selbständig zu lesen und zu übersetzen. Heinrich von Veldeke gilt als "der große Wegbereiter der höfischen Dichtung" (Wolff). Sein Eneasroman weist eine ganze Reihe formaler und inhaltlicher Neuerungen auf, die zu zentralen Merkmalen der weltlichen adlig-höfischen Literatur um 1200 werden. Gleichzeitig ist der Eneasroman die frühste bekannte Übertragung des antiken Aeneas-Stoffs ins Deutsche (dem deutschen Roman liegt allerdings bereits eine französische Fassung zugrunde). Der Text erzählt von der Flucht des Venussohns Eneas aus dem brennenden Troja, von seinen Irrfahrten und seiner Landung in Karthago, wo sich die Königin Dido unsterblich in ihn verliebt. Obwohl sich Eneas zunächst mit Dido eingelassen hatte, flieht er, einem Götterspruch folgend, aus Karthago. Die zurückgelassene Dido nimmt sich daraufhin selbst das Leben. Eneas gelangt über einen Umweg durch das Totenreich an die Mündung des Tiber und wird vom dort herrschenden König Latinus herzlich aufgenommen. Der König verspricht Eneas seine Tochter Lavinia, was zu umfangreichen Schwierigkeiten führt, denn Lavinia ist bereits einem anderen versprochen. Eneas kämpft sich jedoch durch alle Widerstände und wird schließlich selbst zum König und zum Stammvater Roms. Während der Handlungsverlauf weitgehend der Aeneis Vergils entspricht, stellen die narrative Struktur, die Handlungsmotivationen und Figurenkonstellationen des Eneasromans eine genuin mittelalterliche und in ihrer Zeit innovative Konstruktion dar. Dieses Spannungsfeld von Rezeption und Innovation wird einen zentraler Aspekt des literaturwissenschaftlichen Seminars sein. Daneben werden wir allgemeiner die Grundlagen der höfischen Kultur und Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts besprechen und anhand der anderen Werke Heinrichs von Veldeke weitere wichtige literarische Gattungen (Lyrik, Legende) der Zeit kennenlernen. Mit Blick auf den Eneasroman werden wir besonders Herrschaftskonzeptionen, Geschlechterverhältnisse, die Inszenierungen von Minne und Ritterschaft sowie das Umgehen des christlichen Textes mit den antiken Göttern thematisieren. Das Modul wird von einem Tutorium begleitet. close