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Undergraduate Course
SoSe 13: Themen und Textmerkmale spätmittelalterlicher 'romances'. Spuren der Mündlichkeit in verschrifteten Romancero viejo (16. Jahrhundert)
Winfried Engler
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Romances sind kurze, oft fragmentarisch tradierte narrative Texte, die gelegentlich lyrische Elemente integrieren. Ihre spanischen Gattngsmerkmale sind in der Romania einzigartig. Im Mittelalter entstanden und erst von juglares vorgesungen worden, stützt sich die moderne Textkenntniss auf später verschriftete Versionen, die seit dem 15. Jahrhundert gesammelt und später gedruckt wurden (romancero). Für das Gros des damaligen Publikums ist dies die erste und einzige Einweisung in Ereignisse der nationalen Geschichte vor und nach 1492. Die Entstehung der Gedichte ist umstritten. Die Thematik der Reconquista und das verwendete Metrum verweisen auf die, allerdings wenigen epischen Texte, die eventuell in einzelnen romances stückweise konserviert wurden; denkbar ist daher, dass sich aus erhaltenen romances verschollene Epen rekonstruieren lassen. (Denn auffällig bewahrt die spanische Literatur weit weniger Heldengedichte als die französische.) Daneben stehen Stoffe und Motive der Legenden von Karl d.Gr. und der Tafelrunde des keltischen Königs Artus sowie der Liebeslyrik. Jedenfalls bezeugen Merkmale der Mündlichkeit im verschrifteten Text, namentlich die wörtliche Wiederholung von Versen oder die Anrede des Publikums, den ursprünglichen Status. Während das romantische 19. Jahrhundert darüber spekulierte, ob hier Zeugnisse der Volksdichtung vorlägen, belegt die neuere Forschung die Wirkung gebildeter Dichtkunst und als Publikum sowohl den Marktplatz als den Hof. Diese Neigung, sich romances anzuhören oder sie zu lesen, hat einmalige Folgen. Dichter des Siglo de Oro verfassen Texte im Romanzenstil, für die seit 1492 vertrieben sefardischen Juden bleiben romances ein integrales Kulturgut, wohin immer die Politik sie verschlägt, ans östliche Mittelmeer in den Maghreb. Und Rafael Alberti, der vor der Francodiktatur jahrzehntelang ins Exil flüchtet, nimmt einen Refrain des Poema de Mío Cid auf und setzt im 20. Jahrhundert die Kultur der romances fort.
Voraussetzung: Regelmäßige und aktive Teilnahme, Leistung je nach Modul.
Material wird ins Blackboard eingestellt.
Zum Überblick (und empfohlen zur Anschaffung): El Romancero viejo. Edición de Mercedes Díaz Roig, Madrid (CATEDRA. Letras Hispánicas) 1984 u. ö.
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