Im Unterschied zur "Zweiten Wiener Schule", in der die Anhänger sich auf die kompositorischen Prinzipien ihres Lehrers Arnold Schönberg verpflichtet fühlten, zeigt der Schülerkreis von Ferruccio Busoni (1866 - 1924) eine Bandbreite, die auf einen gemeinsamen Nenner weder gebracht werden kann noch soll; denn zwischen den nordisch-folkloristischen Bemühungen des australischen Komponisten Percy Grainger, dem aus Russland stammenden Verfasser komplexer Vokalwerke Wladimir Vogel und dem in Milwaukee geborenen Experimentator mit elektronischen Klängen Otto Luening ist das einzig Gemeinsame die kreative musikalische Begabung als solche. Die Kompositionen von Busoni selbst im Vergleich zu denen zweier seiner besonders unterschiedlichen und auch im Alter verschiedenen Schüler werden im Seminar behandelt: Edgar Varèse (1883 - 1965) und Kurt Weill (1900 - 1950). Die Beschäftigung mit der Musik selbst soll im Vordergrund stehen, wobei es keine Beschränkung auf einzelne Genres gibt: Klavier-, Kammer-, Konzert- und Orchestermusik können ebenso analysiert werden wie alle Arten von Liedern, Bühnenwerken wie Opern und Musicals oder elektronische Musik. Daneben können auch biographische Beiträge zu den drei Komponisten erfolgen und ihre Gedanken zur Entwicklung der Musik, Opernästhetik usw. eingeblendet werden. Und selbstverständlich sind vergleichende Analysen der Musik von Busoni, Varèse und Weill in besonderem Maße willkommen. Gedacht ist an ein Referateseminar. Es wäre vorteilhaft, wenn die Teilnehmer sich bis zur Vorbesprechung einen Vorschlag überlegten, welche Komposition bzw. welches Thema sie dann bei den Seminarwochenenden vortragen möchten. Werk- und Literaturlisten sind in allen größeren Nachschlagewerken und im Internet leicht greifbar. Philologisch am diffizilsten steht es nach wie vor um Varèse, im Falle von Weill lässt sich inzwischen vieles über die Weill-Gesamtausgabe erschließen, und ein brauchbares Busoni-Werkverzeichnis hat Jürgen Kindermann 1980 in Regensburg veröffentlicht. close