5260146HUB Seminar

SoSe 14: Bruderschaft und Hegemonie: Literatur und Literaturtheorie im (post)sowjetischen Raum

Susanne Frank

Kommentar

Das Seminar beschäftigt sich mit dem Konzept der "Multinationalen Sowjetliteratur" und seinen Nachwirkungen in den heutigen russischsprachigen Literaturen und den Literaturen der ehemaligen Sowjetrepubliken. Wir studieren die Entwicklung dieses normativen Projekts, welches an seinem Ursprung eng mit dem Nationalisierungsprojekt der 1930er Jahre zusammenhängt, als die sowjetischen Nationen ‚geschmiedet' und ‚verwurzelt' wurden und für jede Nationaldichter gefunden werden mussten. Neben der Doktrin des "Sozialistischen Realismus", mit welchem eine Normierung des zu Erzählenden erreicht werden sollt, diente das Konzept der "Multinationalen Sowjetliteratur" dazu, die Literaturen der verschiedenen Kulturen auf sowjetischem Territorium (und in der Perspektive auch darüber hinaus) zu integrieren, zu einem (angeblich) vielstimmigen Ganzen zu verbinden. Wir werden programmatische theoretische Texte lesen und wichtige Autoren der Sowjetliteratur exemplarisch untersuchen, von Dzhambul Dzhabaev über Dzhingis Ajtmatov und Fazil Iskander bis Rytcheu und Autoren der Gegenwart wie Achmedova etc. Dabei werden wir uns mit der Frage nach dem Funktionieren eines doppelten Kanons (russische Literatur einerseits, Sowjetliteratur andererseits), mit der Frage nach dem Begriff und der Praxis von Übersetzung im sowjetischen Kontext, mit der Frage nach den Institutionen der Kanonisierung der Sowjetliteratur (die Geschichte der Zeitschrift "Völkerfreundschaft"/"Družba narodov"), mit der Frage nach der Einheit oder Vielfalt der sowjetischen Autorenbiographien (Dynamik zwischen Zentrum und nationaler Peripherie) und schließlich der Frage nach dem Ende oder dem Weiterwirken bzw. der Transformation dieses Konzepts in postsowjetischer Zeit beschäftigen. Schließen

Studienfächer A-Z