16412 Proseminar

SoSe 14: Imaginäre Reisen

Matthias Hennig

Kommentar

Literarische Texte appellieren in erster Linie an unsere Einbildungskraft; Lesen macht uns deshalb per se zu Kopfreisenden, zu Innenweltkosmonauten, zu Touristen und Voyeuren fremder (und eigener!) Phantasien. Der Prozeß des Lesens ist vorrangig eine geistige Bewegung und nur bedingt ein körperlicher Vollzug. Das Genre der imaginären Reise radikalisiert diesen Umstand, indem es nicht wie herkömmliche Reiseberichte wirklich vorhandene Räume oder Länder zu beschreiben versucht, sondern dem Leser unmögliche Orte oder erfundene Geographien vorgaukelt, die auch jenseits von Himmel und Erde liegen können. Imaginäre Reisen versuchen in einer Art spielerischer Simulation den (Denk-)Raum des Möglichen zu erweitern; sie entwerfen dabei Gegenwelten, die trotz ihrer räumlichen und zeitlichen Entgrenztheit auf die uns vertraute Wirklichkeit ex negativo bezogen bleiben. Sie entführen den Leser dabei nicht nur auf den Mond, in den Weltraum oder ins Innere der Erde; sie können auch auf die eigene terra incognita und Fremde zurückverweisen: der imaginierte Raum wird dabei zum Reflexionsraum, die projizierte Außenwelt zum Spiegel- oder Zerrbild subjektiver Innenwelten. Im Mittelpunkt des Seminars soll ein historischer Querschnitt durch das Genre der 'voyage imaginaire' stehen; außerdem sollen die Schnittmengen und Unterschiede zum klassischen Reisebericht, zur Utopie sowie zur phantastischen und zur Science-Fiction-Literatur in den Fokus rücken. Gelesen werden u.a. Texte von Lukian, Cyrano de Bergerac, Jonathan Swift, Voltaire, Jules Verne, H.G. Wells, Paul Scheerbart und Jorge Luis Borges. Teilnahmevoraussetzung ist die Bereitschaft zur Übernahme eines Kurzreferats. Literaturhinweise: Philip Babcock Gove: The imaginary voyage in prose fiction, New York: Columbia UP, 1941 [Reprint New York: Arno, 1974]. Annarosa Poli (Hrsg.): Voyage imaginaire, voyage initiatique, Moncalieri: Università di Verona, 1990. Florian F. Marzin: Von der seligen Insel in den zukünftigen Staat? Versuch einer gattungsmäßigen Differenzierung zwischen Utopien - Voyages Imaginaires - Science Fiction, in: Luk de Vos (Hrsg.): Just the other day. Essays on the suture of the future, Antwerpen: Restant-Exa, 1985, S. 25-48. Als kurzweiliges Vademecum für Neugierige kann ich folgenden Band empfehlen: Alberto Manguel/Gianni Guadalupi (Hrsg.): Von Atlantis bis Utopia. Ein Führer zu den imaginären Schauplätzen der Weltliteratur, bearb. u. erw. dt. Ausgabe, München: Christian, 1981. Schließen

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Mo, 14.04.2014 10:00 - 12:00

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