17558 Hauptseminar

SoSe 14: Race_Class_Gender_Sex Möglichkeiten und Grenzen intersektionaler Theorien und Analysen

Jenny Schrödl

Kommentar

Unter Intersektionalität (aus dem Engl.: Intersection: Straßenkreuzung, Schnittpunkt; to intersect: sich überkreuzen, sich überschneiden) wird die Überkreuzung oder Überschneidung von verschiedenen Arten der Differenz und Ungleichheit verstanden. Intersektionale Ansätze haben ihre Ursprünge u.a. im Feminismus der 1970er und -80er Jahre; eingeführt wurde der Begriff "Intersectionality" im Jahr 1989 durch die US-amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw, die damit das Überkreuzen unterschiedlicher Diskriminierungen in Bezug auf Schwarze Frauen fassbar machte. Vor dem Hintergrund feministischer Theorien und Bewegungen bezeichnet die Kategorie oftmals eine Erweiterung von Geschlechteranalysen um Aspekte von race, Klasse und Sexualität, zuweilen auch von Nation, Ethnizität, Herkunft, Gesundheit, Alter oder Besitz. Mit dem Konzept wird Kritik an eindimensionalen und additiven Perspektiven auf soziale Kategorien geübt; nach Katharina Walgenbach richtet sich der Fokus vielmehr auf das "gleichzeitige Zusammenwirken bzw. Wechselwirkungen von sozialen Ungleichheiten und kulturellen Differenzen" (Walgenbach 2011: 113). In den deutschsprachigen Gender Studies ist die Kategorie erst seit knapp 10 Jahren virulent; sie rückt seither aber stetig ins Zentrum vorwiegend der sozial- und gesellschaftswissenschaftlich ausgerichteten Geschlechterforschung. Dabei hat sich Intersektionalität als ein vielschichtiges und produktives Konzept herausgebildet, gleichfalls wurden vielfach Kritiken laut und Erweiterungen sowie Ablösungen angedacht. Innerhalb der Theaterwissenschaft (wie auch anderer kunstwissenschaftlicher und ästhetischer Disziplinen) spielt der Begriff Intersektionalität bislang kaum eine Rolle, obgleich auch in aktuellen theaterwissenschaftlichen Forschungen Wechselwirkungen von sozialen und kulturellen Differenzen durchaus von zentralem Interesse sind. Zudem sind Überkreuzungen verschiedener Formen von Differenz und Ungleichheit wesentliche Themen unterschiedlicher künstlerischer Auseinandersetzungen, ja bestimmte theatrale Inszenierungen und theaterhistorische Quellen sind durch eindimensionale Methoden und einseitige Fokussierungen auf beispielsweise Gender gar nicht sinnvoll fassbar und analysierbar. Vor diesem Hintergrund stellt das Seminar die Kategorie Intersektionalität in den Mittelpunkt der Betrachtung und fragt danach, welche Potentiale, aber auch welche Problematiken und Grenzen intersektionale Ansätze für theaterwissenschaftliche Theoriebildungen und Aufführungsanalysen beinhalten können. Um diesem Fragehorizont näher zu kommen, gliedert sich das Seminar in zwei große Teile: Für die Entwicklung eines grundlegenden Verständnisses von Intersektionalität wird es im ersten Teil darum gehen, einschlägige Theorien sowie Analysemodelle aus den sozial- und gesellschaftswissenschaftlich orientierten Gender Studies zu diskutieren (z.B. von Degele/Winker, Dietze, Kerner, Klinger, Knapp, Lorey, Lutz, Walgenbach u.a.). Ansätze aus der Theater- und Kulturwissenschaft, aus den Performance und Cultural Studies sowie künstlerische Auseinandersetzungen mit intersektionalen Thematiken werden im zweiten Teil im Mittelpunkt stehen. Ein wesentlicher Bestandteil wird hier die Erprobung von Intersektionalität als theaterwissenschaftlicher Analysekategorie sein; anhand ausgewählter Inszenierungen aus den Bereichen des Theaters, der Performance-, Installations- und Medienkunst sind aufführungsanalytische Möglichkeiten sowie Grenzen intersektionaler Methoden zu erkunden. Schließen

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