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Übung
SoSe 14: Anita Berber. Übung zum Choreografischen Werk einer Tänzerin der zwanziger Jahre
Martin Stiefermann
Kommentar
Das Seminar befasst sich mit dem Werk von Anita Berbers (1899-1928) jenseits der Skandale und ihrer oft verfälschte Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit, denn Anita Berber war eine ernsthafte Künstlerin, die zu ihrer Zeit radikal neue Wege beschritt. Diese Anita Berber ist kaum bekannt. Eine Künstlerin, die mehr und mehr die Trennung von Privatleben und Bühnenleben aufhob und sich als eigenständige Person und ihre inneren Kämpfe inszenierte und zum Thema machte. Im Seminar werden wir uns auf die Künstlerin, Choreographin und Tänzerin Anita Berber konzentrieren. In ihrer schonungslosen Selbstoffenbarung, sowohl körperlicher als auch seelischer Natur, und ihrer Intensität war Anita Berber in ihrer Zeit einzigartig. Diese Einzigartigkeit zeigte sich besonders in ihren für sie selbst geschaffenen Choreographien, auf die wir unseren Focus richten. Als Choreographin war sie innovativ, wie auch präzise. Anhand von werkgetreuen Rekonstruktion von ausgewählten Choreographien der Anita Berber befreien wir ihr Schaffen von ihrem Image und der damalig zeitgenössischen Außenwahrnehmung, die die Berber und ihren Tanz meistens als obszön bewertete und missverstand. Bis heute verdrängt ihr Bild als unangepasste Ikone des Berlins der Zwanziger Jahre die Tänzerin/Choreographien Anita Berber. Das Seminar schafft die Möglichkeit das Werk Anita Berbers und ihre Bedeutung für den Tanz anhand ihrer Arbeit zu beurteilen. Die Spuren, die sie im Tanz, größtenteils unbewusst, hinterließ, offenlegen und benennen. In ihrer Radikalität, eigene innerpsychische Vorgänge zu thematisieren und sich in jeglicher Form künstlerisch relevant zu entblößen, war die Berber ihrer Zeit weit voraus.
Für sie war Nacktheit Ausdrucksmittel und Kostüm zugleich. Doch Nacktheit war für Anita Berber, im Gegensatz zu den meisten Nackttänzerinnen ihrer Zeit, kein Kalkül, sondern notwendiges Ausdrucksmittel um ihre Inhalte und ihre Vision von Tanz zu transportieren. Obwohl sie immer wieder, auch mit ihren Arbeiten jenseits des Nackttanzes, vor allem durch ihre extreme Themenwahl in ihrem Werk missverstanden und ihr Schaffen skandalisiert wurde, hat Anita Berber an ihrer künstlerischen Vision von Tanz festgehalten. Selbst Drogenabhängig verstand sie es noch, in eigenen Tanzschöpfungen wie KOKAIN und MORPHIUM ihre Sucht künstlerisch zu transformieren. Nicht nur ihren Körper hat Anita Berber auf der Bühne schutzlos präsentiert, auch ihr Selbst hat sie zunehmend entblößt und zum Thema gemacht. In dieser radikalen Form des Einblicks in die Persönlichkeit des Künstlers, kommt ihr im Tanz eine Vorreiterrolle zu. Schließen
Zusätzliche Termine
Sa, 03.05.2014 10:00 - 16:00 Sa, 24.05.2014 10:00 - 16:00 Sa, 28.06.2014 10:00 - 16:00