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SoSe 14: Prekäre Ordnungen. 'El libro de buen amor' des Arcipreste de Hita im Kontext des europäischen Spätmittelalters

Barbara Ventarola

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Das Juan Ruiz, dem Arcipreste de Hita zugeschriebene Libro de buen amor (1343) zählt zu den rätselhaftesten und meistgelesenen Texten des spanischen (Spät-)Mittelalters. Ihren enigmatischen Charakter wie aber auch ihre ungebrochene Faszinationskraft gewinnt die in einem fiktionalen autobiographischen Rahmen präsentierte Reihung verschiedener Liebesabenteuer nicht zuletzt aus der Vielfalt der eingesetzten ästhetischen Mittel, wodurch der Text eine schillernde Polyvalenz erhält. Diese Pluralität (ästhetischer) Ordnungen lässt sich auf allen Ebenen literarischer Bedeutungskonstitution feststellen: Inhaltlich als Nebeneinander von Weltflucht und Weltlust, Feier und Verdammung fleischlicher Liebe, religiöser Erbauung und schwankhafter Derbheit etc. Formal als Auseinandertreten von Makro- und Mikrostruktur, da der übergeordnete (fiktionale) autobiographische Rahmen im Textinneren durch die lose Zusammenfügung der unterschiedlichsten, oft nicht kausal verknüpften Textfragmente ständig gebrochen wird. Gattungsgeschichtlich als Mischung diverser Textsorten (eingeflochten werden etwa Fabeln, Erzählungen und Novellen, Exempla, (Marien-)Gedichte, Spielmannsdichtung, religiöse, moralphilosophische und/oder didaktische Traktate, Schwänke, Parodien und Satiren etc.). Diskurstheoretisch als Evokation einer großen Bandbreite an Diskursen (Theologie, Rechtsprechung, Philosophie etc.). Und intertextuell als Bezugnahme auf eine Fülle an (auch kulturell gestreuten) Referenztexten (wie etwa die Bücher Ovids, aber auch verschiedene arabische und jüdische Texte). Ziel des Seminars ist es, eine erste orientierende Einführung in diesen komplexen Text zu geben und ihn in den Kontext des (europäischen) Spätmittelalters einzubetten. In gemeinsamen Analysen ausgewählter Textstellen werden wir uns vor allem auf verschiedene Aspekte der besonderen Textualität dieses schillernden Gebildes konzentrieren und prüfen, wie sich das Libro de buen amor damit in einer historischen Zeit situiert, in der bisherige Ordnungen prekär zu werden beginnen. Auf diese Weise sollen auch die im literaturwissenschaftlichen Einführungskurs erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten ausgebaut werden. Der Besuch des Proseminars setzt den erfolgreichen Abschluss eines solchen Grundkurses zur Einführung in die Literaturwissenschaft voraus. Literatur zur Einführung: Gumbrecht, Hans Ulrich: „Literarische Technik und Schichten der Bedeutung im Libro de buen amor (Einleitung)“, in: Juan Ruiz, Arcipreste de Hita: Libro de buen amor, span.-dt., übers. und eingel. von Hans Ulrich Gumbrecht, München 1972, S. 9-56; Haywood, Louise M./Vasvári, Louise O. (Hgg.): A Companion to the ‚Libro de buen amor‘, Woodbridge 2004. close