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Seminar
SoSe 15: Horaz, Episteln
Melanie Möller
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Gegen Ende seiner literarischen Karriere kehrt Horaz mit seinen Episteln wieder zur Hexameterdichtung zurück: In den Satiren hatte er ein breites Spektrum an Themen behandelt, von ethischen Problemen bis zu literarischen Fragen. Manche der Themen greift er in den Briefen wieder auf (Stadt und Land, Freundschaft, selbstbestimmtes Handeln, Gesellschaftskritik u.a.). Mehr noch als seine Satiren jedoch nutzt Horaz seine poetischen Episteln, um uns Gelegenheitsdichtung als Resultat verschiedener Konfigurationen des Selbst zu präsentieren. Durch subtilen persona-Gebrauch gelingt es Horaz, dem Leser zu vermitteln, dass ein Selbstverhältnis sich unmöglich direkt oder distanzlos darstellen lässt, da es immer schon verschiedenen kommunikativen Diskursen unterliegt. In selbstironischer Weise stilisiert Horaz seinen Schreibzwang als die einzige Möglichkeit, seiner Identität wenigstens indirekt und ausschnitthaft Ausdruck zu verleihen. Gattungswechsel und thematische Variationen fungieren als Metamorphosen eines "Ich", das nur in der Schreibkunst existieren und aus ihr, wie aus einem Exil, nicht herausfinden kann. Diese kunstvollen Porträts eines Selbst, das sich aus den Zwängen der Zivilisation sozusagen "herausschreibt", wollen wir in intensiven Textstudien nachzeichnen (u.a. anhand von epist. 1, 1; 1, 8; 1, 20; 2, 1; 2, 2). close
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