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Practice seminar
SoSe 15: We could be heros. Zur Renaissance der Helden-Figur im Kino und TV des 21. Jahrhunderts
Jan-Hendrik Bakels
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Die Superhelden-Welle im Kino der letzten Jahre wird allgemein hin vor allem unter Marketing-Erwägungen gefasst. Dort, wo ihre gesellschaftliche Dimension angesprochen wird, verbleiben Einordnungen des Phänomens oftmals dem Eskapismus-Vorwurf, d.h. der kritischen Reflektion einer Tendenz zur Vermeidung ‚realistischer' Stoffe, verhaftet. Das Seminar möchte demgegenüber den Versuch wagen, eine frühe kulturhistorische Einordnung des Phänomens vorzunehmen - und diese mit systematischen Überlegungen zur Analyse fiktionaler Figuren zu verschränken.
Folglich sollen zum einen verschiedene theoriegeschichtliche Konzepte des Heroismus betrachtet und in ihrem Verhältnis zu aktuellen Superhelden-Filmen diskutiert werden. Welche Motive, Topoi und Utopien charakterisieren Helden-Bilder verschiedener Epochen? Welche Kontinuitäten und Wechsel fallen dabei aus theoriegeschichtlicher Perspektive ins Auge? Welche dieser Motive, Topoi und Utopien lassen sich in aktuellen Heldeninszenierungen ausmachen - und in welcher affektiven ‚Tonalität' werden diese jeweils ‚ins Bild gesetzt'?
Auf dieser Linie rücken schnell systematische Aspekte der Figurenanalyse in den Blick. Haben sich doch in den letzten Jahren verschiedene Ansätze im Feld entwickelt, die figurenpsychologische Argumentationslinien zu meiden suchen und stattdessen - in der Tradition Münsterbergs, Eisensteins oder Balazs' - das schwierige Feld der Zuschauer-‚Identifikation' eher über medienästhetische Perspektiven auf die audiovisuelle Figuration von Subjektpositionen adressieren. Doch wie lassen sich fiktionale Figuren innerhalb eines solchen Paradigmas systematisch fassen? Welche analytischen Perspektiven ergeben sich, fasst man filmische Figuren nicht als fiktionale Subjekte, deren Handlungen Zuschauer zu bewerten suchen, sondern vielmehr als Wahrnehmungsfiguren, die in der ästhetischen Figuration des filmischen Bewegtbildes stets nur im Zusammenspiel der audiovisuellen Organisation subjektiven Zeitempfindens, affektiver Tonalitäten und Körperrepräsentationen greifbar werden?
Das Seminar möchte diesen systematischen Fragen nachgehen - um so eine neue Perspektive auf das Phänomen jüngerer Superhelden-Filme zu eröffnen. Dabei sollen als Untersuchungsgegenstände sowohl aktuelle Comic-Adaptionen (Marvel, DC) herangezogen werden, wie auch eine kleine Gruppe von Filmen, die das Superheldenthema in vermeintlich ‚realistischen' Szenarien verortet (Super, USA 2010; Kick-Ass, USA 2010). Schließlich soll auch ein Seitenblick auf die Umsetzung des Sujets in seriellen TV-Formaten (Heroes, USA 2006-2010) geworfen werden.
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