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Undergraduate Course
SoSe 15: Bilder und Gebete im Stundentakt. Frankoflämische Buchmalerei des 15./16. Jahrhunderts
Iris Brahms
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Bücher in ihren vielfältigen Funktionen hatten einen hohen Stellenwert sowohl für die religiöse Praxis als auch im profanen Kontext von Literatur und Wissenschaft. Prachtvoll konnten sie mit Miniaturen und Bordüren ausgeschmückt werden und gehörten zu Prestigesymbolen einflussreicher Herrscher wie dem bibliophilen und kunstsinnigen Jean de France, Duc de Berry. Insbesondere in individualisierten Aufträgen zu privatem Gebrauch stellt das Medium ein Experimentierfeld für staunenswerte Bildlösungen dar. In den Stundenbüchern gehören einige Darstellungen der hoch gerühmten Brüder Limburg etwa zu den ersten, die das Licht als Voraussetzung des Sehens auf ein Minimum reduzieren und Gethsemane sowie Golgatha bei Nacht zeigen. Ganz anders verknüpfen die Meister der Maria von Burgund (und Kaisers Maximilians) in der Konzeption von Fensterbildern verschiedene Illusionsebenen und machen etwa den verinnerlichten Glaubensakt der von kostbaren Gegenständen umgebenen Herzogin anschaulich, wie sie sich die Anwesenheit der Gottesmutter vor Augen geführt haben mag. Ein solches Spiel mit Realitätsebenen geriet zur Mode, wenn Blumen und Schmetterlinge täuschend echt auf die Bordüren gestreut erscheinen. Gleichwohl die Formate von Tafelmalerei zumeist abweichen, es besondere Techniken bei der Präparierung des Pergaments zu beachten gilt und die Bilder in einem produktiven Bezug zum Text stehen, war die ausschließliche Expertise als Buchmaler nicht zwingend. Beispielsweise waren Jan van Eyck, Jean Fouquet und Hugo van der Goes Tafelmaler, letzterer inspirierte die sog. Gent-Brügger-Schule wesentlich zu einem neuartig klaren Figurenstil. Die Buchmalerei geriet in ein brisantes Spannungsfeld, als durch Johannes Gutenberg der Buchdruck modernisiert und das Medium Buch um ein ökonomisches Vervielfältigungsverfahren bereichert wurde. Im Seminar soll die Produktivität in Zentren der Buchmalerei vor historischem Hintergrund beleuchtet und das kreative Potenzial, die der Buchform durch die lineare Anordnung von zu blätternden Seiten eingeschrieben ist, aufgezeigt werden. close
Suggested reading
Literatur: François Avril und Nicole Reynaud, Les Manuscrits à Peintures en France. 1440-1520, Paris 1995; François Avril (Hg.), Jean Fouquet. Peintre et enlumineur du XVe siècle, Paris 2003; Rob Dückers, Pieter Roelofs et al., Die Brüder van Limburg. Nijmegener Meister am französischen Hof (1400-1416), Ausstellung im Museum Het Valkhof Nijmegen, Stuttgart 2005; Joni M. Hand, Women, Manuscripts and Identity in Northern Europe, 1350-1550, Farnham, Ashgate 2013; Sandra Hindman und James H. Marrow (Hgg.), Books of Hours Reconsidered, Turnhout 2013; Eberhard König, Französische Buchmalerei um 1450. Der Jouvenel-Maler, der Maler des Genfer Boccaccio und die Anfänge Jean Fouquets, Berlin 1982; Eberhard König, Die Très Belles Heures von Jean de France Duc de Berry. Ein Meisterwerk an der Schwelle zur Neuzeit, München 1998; Eberhard König et al., Das Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians, Ausstellung im Kupferstichkabinett Berlin, Lachen am Zürichsee 1998; Thomas Kren, Scot McKendrick et al., Illuminating the Renaissance. The Triumph of Flemish Manuscript Painting in Europe, Ausstellung in The J. Paul Getty Museum, Los Angeles, und Royal Academy of Arts, London, London 2003; Michaela Krieger, Grisaille als Metapher. Zum Entstehen der Peinture en Camaieu im frühen 14. Jahrhundert, Wien 1995; Michaela Krieger, Gerard Horenbout und der Meister Jakobs IV. von Schottland. Stilkritische Überlegungen zur flämischen Buchmalerei, Wien/Köln/Weimar 2012; Virginia Reinburg, French Books of Hours: Making an Archive of Prayer, c. 1400-1600, Cambridge (Mass.) 2012; Roger S. Wieck, The Book of Hours in Medieval Art and Life, London 1988. close
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