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SoSe 16: Metapher und Zeitlichkeit

Hauke Lehmann, Christina Schmitt

Kommentar

In konventioneller Sichtweise werden Metaphern häufig als verzierende rhetorische Sprachfiguren oder auch als semantische Abweichungen betrachtet. Seit einiger Zeit aber gelten Metaphern als ein sehr basales und verbreitetes Phänomen: Metaphern lassen sich als ein Erfahren und Verstehen von einem Erfahrungsbereich durch einen anderen Erfahrungsbereich auffassen; sie sind als eine besondere Weise des Denkens anzusprechen und können nicht auf sprachliche Zusammenhänge reduziert werden. Von filmischen Metaphern zu sprechen, erfordert es nun, so der Ausgangspunkt des Seminars, die Zeitlichkeit und Dynamiken audiovisueller Bilder zu berücksichtigen. Metaphern werden somit nicht als etwas adressiert, das vorfilmisch gegeben ist und von audiovisuellen Bildern nur repräsentiert wird: Filmische Metaphern entstehen, entfalten, transformieren sich vielmehr erst im Verlauf eines Films. Dies lenkt die Aufmerksamkeit auf das Zusammenspiel der vielfältigen expressiven audiovisuellen Modalitäten, von denen Sprache nur eine ist: Kamera, Montage, Schauspiel, Musik, etc. Das Seminar schließt somit an die jüngst entwickelte Perspektive zu filmischen Metaphern an, die von Metaphorizität als einem Emergenzphänomen spricht. Dieser Prozess ist immer schon auf die Wahrnehmung von Zuschauern bezogen zu denken (Kappelhoff). Das Seminar will dieses dynamische Verständnis filmischer Metaphern zum einen theoretisch ergründen: mit filmtheoretischen Texten zu Ausdruck und Metapher (z.B. Eisenstein), aber auch unter Einbeziehung von Theorien zu Metapher und Sprachgebrauch (D. Davidson; L. Cameron; C. Müller). Zum anderen sollen in gemeinsamen Analysen von Filmen unterschiedlicher Machart jenes Metaphern-Verständnis sondiert und das Spektrum von Metaphorizität greifbar werden: von Manhunter über Scorpio Rising bis Touki Bouki, von Erich v. Stroheim über Dario Argento bis Harmony Korine. Damit möchte sich das Seminar auch der Idee eines audiovisuellen Denkens, eines Denkens des Films annähern. Die Lehrveranstaltung bietet darüber hinaus die Gelegenheit, über die elfte Konferenz der Association for Researching and Applying Metaphor (RaAM) einen umfassenden Einblick in die gegenwärtige Metaphern-Forschungslandschaft und speziell auch in die Forschung zu filmischen Metaphern zu bekommen. Vom 1. bis 4. Juli wird an der Freien Universität die Konferenz „RaAM 11: Metaphor in the Arts, in Media and Communication“ stattfinden (www.raam2016.geisteswissenschaften.fu-berlin.de), deren Gastgeber die an der Freien Universität angesiedelte Kolleg-Forschergruppe „Cinepoetics – Poetologien audiovisueller Bilder“ (www.cinepoetics.de) ist. Der Konferenzbesuch ist obligatorischer Bestandteil des Seminars, eine Mitarbeit in der Konferenzbetreuung ermöglicht den Seminarteilnehmern den kostenfreien Zugang hierzu. Seminar: Freitags, 12-14; Sichtung: Freitags: 10-12; Veranstaltungstermine: 22. April, 29. April, 06. Mai, 13. Mai, 20. Mai, 27. Mai, 03. Juni, 17. Juni, 24. Juni, 08. Juli, 15. Juli, 22. Juli; Konferenz: 01.-04. Juli Schließen